Edgar Allan Poe Part 2

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Zwischen den hohen Turmen schreite ich in dem uppigen Tale der Alhambra.

Wem gehort dieses Zauberschloss, dieser Traumegarten? Der spanischen Bettelnation, die ich verachte? Dem Fremdenpobel mit dem roten Buche in der Hand, dem ich auf zehn Schritte schon aus dem Wege gehe? O nein!

Mir gehort es, mir und den wenigen, die diese Schonheit in ihre Seele aufzunehmen vermogen. Deren Hauch diesen Steinen, diesen Strauchern Leben zu leihen vermag, deren Geist es versteht, diese +Schonheit zur Wahrheit zu machen+. Alles um mich herum und all das andere, was schon ist auf dieser Erde, ist ein heiliges, unverletzliches Eigentum der Kulturnation, die uber den Volkern steht. Sie ist Herrscherin, sie ist Besitzerin: _einen andern Herrn duldet die Schonheit nicht_. Das begreifen heisst die Welt ergreifen: Edgar Allan Poe tat es als Erster.

Ich sitze auf der Steinbank, auf der Aboul-Haddjadj einst traumte. Vor mir springt ein Quell in die Hohe, fallt in das runde Marmorbecken. Ich weiss wohl, warum der Sultan hier sa.s.s, allein in den Dammerstunden: o, es ist so suss, hier zu traumen.

War einst ein Dichter, der schrieb nichts anderes, als Gesprache mit Toten. Mit allen sieben Weisen plauderte er und allen Konigen Ninives.

Und mit agyptischen Priestern und thessalischen Hexen, mit Athens Sangern, mit Roms Feldherrn und mit Konig Artus' Tafelrunde.

Schliesslich mochte er mit keinem lebenden Menschen mehr reden: die Toten sind so viel unterhaltsamer! -- O, man kann mit ihnen plaudern, gewiss doch. Alle Traumer konnen es, und +alle die, die an Traume glauben+, _als an das einzig Wirkliche_.

Bin ich nicht heute mit ihm, den ich liebe, dort oben durch die Sale gewandert? Habe ich nicht dem Toten ein Teil von der Welten Schonheit gezeigt, die des Lebenden Augen nie sahen? Nun steht er da vor mir, an die Ulme gelehnt -- --

Frage nur," sagt er.

Er fuhlt wohl, wie ich mit den Augen ihn liebkosend frage. Und er spricht. Bald tropfen die Worte klar von den Lippen, bald platschert seine Stimme aus dem Springbrunn, sie singt aus den Kehlen der Nachtigallen und rauscht mit den Blattern der alten Ulmen. So klug sind die Toten.

La.s.s du mein armes Leben," sagt Edgar Allan Poe. Frage Goethe darnach, der ein Furst war, der sechs Hengste zahlte und mit ihnen durch die Welten jagte. Ich war ein Einsamer."

Ich la.s.s den Blick nicht von ihm: Erzahle! Denen, die dich lieben, und die du liebst!"

_Das Leben_ verga.s.s ich, das ich lebte," sagte er, o nicht erst, seit ich tot bin, wie die Menschlein sagen. Jeden Tag verga.s.s ich am nachsten Tage -- -- hatte ich sonst weiter leben konnen? -- Mein wahres Leben aber, mein Leben in meinen Traumen, das kennst du ja!"

-- -- Vom Boden her huscht ein leichter Nebel durch den Abend, eine susse Kuhle fachelt meine Schlafen. Freilich: das Leben seiner Traume kenn ich wohl, schenkte er es doch mir und der Welt. Und langsam la.s.s ich dies Leben in seinen Dichtungen vor mir vorubergleiten.

-- -- _William Wilson._ Naturlich ist es Poe. So sehr Poe, da.s.s der Pfaffe Griswold geruhig Wilsons Geburtsjahr -- 1813 -- als das des Dichters angibt! -- Der Knabe herrscht in der alten Boarding-School zu Stoke-Newington uber all seine Mitschuler, nur uber einen nicht, den +andern+ Wilson: _sich selbst_. Und er, dessen ererbter leichter Sinn ihn als Knaben, Jungling und Mann immer wieder zum Lumpen werden la.s.st, wird sein Gewissen nicht los: den +andern+ Wilson, _sich selbst_. Trotz des Gewissens stosst ihn sein Hang zum Verbrechen in der Welt herum, und immer von neuem ist _er selbst_ sein strafender Richter.[2]

So ist des Dichters Kindheit, so sein Junglingsalter vergiftet. Das ererbte und durch die Erziehung noch mehr entwickelte Gefuhl fur gut und bose ist so uberstark in ihm, da.s.s er aus dem ewigen Hin und Her nicht herauskommt, schier an ihm zugrunde geht. Jedes kleine Unrecht, das er begangen, wachst in seinen Traumen zum ungeheuerlichen Verbrechen und qualt ihn, qualt ihn. Noch mehr: die Gedankensunde, das Spielen mit der Idee des Bosen sind in seinen Traumen zu Wahrheiten geworden: er ist _selbst_ der Held all seiner grausigen Geschichten. Die Sunden der Vater rachen sich an dem letzten Spross des Geschlechtes; wie sein Friedrich von Metzengerstein reitet er auf dem damonischen Ross in alle Flammen der Holle.

-- -- Wie doch die Ulmenblatter rauschen! Und ich h.o.r.e des Unseligen Stimme aus den Winden:

Wenn ich kein Dichter gewesen ware, ware ich wohl ein Morder geworden.

Ein Betruger, ein Dieb, ein Rauber und Falschspieler."

Die Blatter der Ulmen klingen, und wieder rauscht seine Stimme:

Und _vielleicht_ ware ich glucklicher gewesen."

Ich denke: wer weiss? -- Gibt es wohl einen Verbrecher, dem seine Taten die Martern brachten, wie dem Dichter die Verbrechen, _die er nie begangen?_ Denn Edgar Allan Poe ist in seinen Traumen, +die ihm allein das wahre Leben waren+, nicht nur der Morder, er ist auch zugleich das Opfer. Er mauert seinen Feind lebendig in den Keller ein -- und er ist es _selbst_, der eingemauert wird. (Ein Fa.s.s Amontillado.") Er mordet, weil _er muss_, den Mann mit dem Geierauge, er verscharrt ihn unter den Dielen, und das Herz, das darunter klopft und klopft und die Tat verrat, ist wieder sein eigenes. (Das verraterische Herz.") _Der doppelte William Wilson: uberall._

Selten hat ein Kunstler so wenig _uber_ dem gestanden, was er schuf, nie hat einer so sehr _in_ seinen Werken gelebt. Ein Deutscher, ein Franzose hatte sich leichter von dem unseligen Moralbegriff emanzipiert; dem Dichter aber lastete durch Abstammung und Erziehung eine erdruckende Religiositat auf der Seele, von der er sich nie ganz befreien konnte.

Spat erst gelang es ihm, sich etwas zu distancieren: ganz jenseits von Gut und Bose hat er nie gestanden. Der alte englische Fluch druckte ihn, keine Folter wurde ihm erspart; diese arme Seele musste alle wahnsinnigen Hollenqualen der Breughel, der Jean van Bosch und Goya bis zur letzten Neige auskosten.

O ja, ware er ein Verbrecher der Tat, nicht des Gedankens gewesen, hatte er am Galgen sein Dasein beschlossen, statt im Armenkrankenhaus, sein Leben ware elend und jammervoll gewesen -- -- _doch nicht so schrecklich, als es war_.

Aber Tempel erstanden aus den Schadelstatten, Lilienfelder auf blutgedungten Wiesen. Und wir Glucklichen geniessen die herrlichen Blumen, die aus des Dichters vergiftetem Herzblut erwuchsen.

Die Quellbachlein platschern durch den Park der Alhambra. Kleine muntere Bachlein, die plaudern und schwatzen. In den schmalen kieselgepflasterten Betten springen sie schnell vorbei, schnell wie die guten Stunden in des Dichters Leben dahineilten. Die Stunden, Minuten vielleicht, in denen er harmlos frohlich sein konnte.

Dann traumte er irgendeinen l.u.s.tigen Traum. Etwa von dem Manne mit der wunderbar grossen Nase, die alle Welt in Begeisterung setzte, die Maler malten und Herzoginnen kussten. Diese kostliche kleine Geschichte, die in der bizarren Art ihrer Anlage Mark Twain vorweggenommen ist. Nur da.s.s bei Poe die grotesken ubertreibungen viel feiner, viel naturlicher herauskommen, da.s.s sich nirgends ein Wortwitz vordrangend breit macht.

Oder er macht sich uber die breiten Bettelsuppen l.u.s.tig, die die Wochenblatter ihren gutmutigen Lesern auftischen, gibt der Miss Zen.o.bia Unterricht, wie sie einen tuchtigen Blackwoodartikel abzufa.s.sen hat, la.s.st den ehrenwerten Herrn Thingum Bob von der Weltlaterne" hochst ergotzlich uber seine literarische Laufbahn plaudern. -- So leicht, so liebenswurdig und einschmeichelnd ist des Dichters Witz! Wie die Bachlein, die munter plaudernd durch den Park der Alhambra platschern -- --

Aber wie die Nachtigallen schluchzen seine Traume der Sehnsucht. Und aus der Seele einer Nachtigall scheint die Stimme gemacht, die sie sang.

So rein, so ohne Makel; die heilige Cacilia mochte aus Neid ihre Geige zerbrechen und Apoll seine Leier zerschlagen. War dem Dichter in seinen Verbrechertraumen keine Holle tief genug, so war ihm in diesen heiligen Gesangen kein Himmel zu hoch.

Nirgends finden wir bei Poe nur einen Satz, einen leisen Gedanken, der sich auf s.e.xuelle Liebe bezoge. Die Erotik ist ihm so vollig fremd,[3]

wie keinem andern Dichter, den einen Scheerbart vielleicht ausgenommen.

Ebenso wenig ist irgendwo ein Zug sozialen Fuhlens bei ihm zu entdecken.

Und doch hat er ein Herz in der Brust, das sich nach Liebe sehnt, dem Liebesmitteilung unabweisbares Bedurfnis ist. _Nur_ da.s.s er den Menschen nicht lieben +kann+, weil er immer und uberall die _kleinen_ Seiten sieht, die ihn abstossen, die die zur Liebkosung ausgestreckte Hand festbannen, das schmeichelnde Wort auf der Zunge ersterben la.s.sen. Da wendet sich die Sucht Gutes zu tun, Liebes zu erweisen, dem +Tiere+ zu, streichelt den Hund, futtert die verhungerte Katze und ist dankbar fur einen treuen Blick, fur ein zufriedenes Schnurren. Wie bewusst das alles dem Dichter war, geht aus seiner Novelle: Der schwarze Kater" hervor, wo er ausdrucklich diese Tierliebe als die reichste _Quelle seiner Freuden_ bezeichnet. War es die _reichste_ Freudenquelle eines armen Lebens, so war es auch gewiss die _reinste_, denn die hohe Liebe zu der sterbenden Gattin gab ihm Freuden nur mit gra.s.slichen Qualen vermischt.

_Der_ Edgar Allan Poe, der +Roderich Usher+ ist, hatte wie der Engel Israfel des Korans statt des Herzens eine Laute in der Brust. Wenn er die schone Geliebte anblickte, schluchzte sein Herz, und die Laute sang.

Sang die hohen Lieder der Sehnsucht, deren t.i.tel schon mit so sussen Tonen ins Ohr klingen, die reinen Weisen von Morella und Berenice, von Eleonora und Ligeia. Dieselbe _innere Musik_, die den Raben"

durchflutet und Ulalume", und die vielleicht _das Hochste_ der Kunst ist, rauscht durch diese Poesie in Prosa. Und das Wort, das der Dichter seinem Weltensang Heureka" zum Geleite gab, gilt auch fur diese Klange: They cannot die: or if by any means they be now trodden down, so that they die, they will rise again to the life eternal."

Ja, sie haben Ewigkeitwert, sie werden die kurze Spanne Zeit leben, die wir Menschlein Ewigkeit nennen: das aber ist das Hochste, was je ein Mensch erreichen kann, auch in alle Zukunft hinaus.

Fur keine Zeit aber ist der Wert des Dichters Edgar Allan Poe ein hoherer, als fur unsere Tage, denn gerade unsere Zeit kann von ihm lernen -- und _sie tut es_. Poe ist heute kein Problem mehr, er ist eine Erscheinung, die lichtklar vor allen denen liegt, die sehen konnen. Das Bewusste seiner Rauschkunst, das Hervorheben der Bedeutung der Technik, das klare Erkennen des parna.s.sischen Kunstprinzips in weitester Auffa.s.sung, die starke bis zur aussersten Grenze gehende Hervorkehrung der hohen Bedeutung der innern Musik fur alle Poesie -- -- das alles sind Momente, die einzeln von manchen andern betont sind, in ihrer Gesamtheit und durchdringenden Verbindung aber von keinem Kunstler so erkannt und angewandt sind, wie von dem neuenglischen Dichter. Und da diese Momente eben _in ihrem Aggregat_ das darstellen, was als die Forderung des modernen Geistes fur die Kulturkunst bezeichnet werden kann, so ist das eingehende Studium wohl keines Dichters fur den Kunstler und gebildeten Laien so dankbar, wie das Edgar Allan Poes. Da.s.s man freilich solche Studien nicht an ubersetzungen machen kann, liegt auf der Hand: kennen lernen und geniessen mag man den Dichter in ubersetzungen, zu einem Eindringen in sein innerstes Wesen ist die Urform notwendig. Das mag von allen Dichtern gelten, von keinem aber mehr als von Poe.

Noch floten die Nachtigallen, und aus ihren kleinen Kehlen singt die Stimme des Dichters, den ich liebe. Die leichten Winde schlagen die Flugel ein, die Blatter der Ulmen halten inne mit Rauschen. Selbst die Rieselbachlein la.s.sen von ihrem Geplauder: der Park der Alhambra lauscht dem Gesange der Nachtigallen. Durch Hunderte von Jahren haben am Abend diese sussen Klange die alten Turme und Mauern zur Ruhe gewiegt -- -- auch heute sind es die vertrauten Tone und doch anders, so anders. Eines toten Dichters Lautenherz klopft, und _seiner Seele Lieder_ singen die kleinen Vogel. Da lauschen die Bache und Baume, da lauschen die roten Quadersteine, da lauschen die purpurgluhenden Kuppen der Schneeberge.

Und ein unendlicher Seufzer klingt durch den grossen Garten von Westen her: das ist die warme, sinkende Sonne, die trauernd Abschied nehmen muss von eines Dichters erhabenem Sange.

Die Dammerung atmet durch die Ulmen, und leichte Nebelschatten heben sich aus den Lorbeerbuschen, steigen hinab aus dem maurischen Geisterschloss. Wie ein langer Zug schreiten sie vorbei, setzen sich ringsum auf die Marmorbanke. Ich weiss wohl, wer sie sind: Granadas Dichter, Juden und Araber. Ganz nahe bei mir sitzt Gabirol, dann Ibn al-Khabib und Ibn Esra. Und Jehudah ben Halevy und Mohammed Ibn Khaldon und Ibn Batota, hundert tote Dichter lauschen schweigend dem Sange der Nachtigallen. Sie wissen alle, _was_ heute die grauen Voglein singen -- _so klug sind die Toten_. Sie h.o.r.en das Herz des Engels Israfel, von dem der Koran erzahlt, und preisen dankend den Gott, der solche Tone erweckte. -- Ouala ghaliba ill' Allahta 'ala -- murmeln die Nebelschatten der Alhambra.

Und die Nachtigallen singen von dunkeln Ratseln, von den reinen Quellen des Lebens, das eine grosse Sehnsucht ist. Sie singen von dem geheimnisvollen Gedanken, der alles erschuf und ewig durchdringt, von dem weltenbauenden Hauche, der mit unendlicher Liebe das All erfullt.

Singen von der Schonheit, die alle Wahrheit erst zur Wahrheit macht; von den Traumen, die das Leben erst zum Leben machen.

Poes Seele singt, und hundert tote Dichter lauschen den Klangen. Und von ihren Lippen losen sich immer wieder die uralten Worte: -- Ouala ghaliba ill' Allahta 'ala. -- -- So dankbar sind die Toten.

Und tiefer sinkt die Nacht herein. Die Nachtigallen schweigen, und der Ostwind hebt sich von der Sierra her. Da weichen die Nebelschatten; wieder bin ich allein in der Alhambra verzauberten Parke, allein mit eines grossen Dichters Seele. Und wie der Wind durch die Blatter fahrt, rauschen die alten Ulmen und singen von Ulalume", der seltsamen Ballade von des Dichters schaurigem Traume -- --

'The skies they were ashen and sober; The leaves they were crisped and sere -- The leaves they were withering and sere; It was night in the lonesome October Of my most immemorial year.

It was hard by the dim lake of Auber In the misty mid region of Weir -- It was down by the dank tarn of Auber In the ghoul -- haunted Woodland of Weir.

Edgar Allan Poe Part 2

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Edgar Allan Poe Part 2 summary

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