Der nächste Tag bricht an. Bevor die Sonne über den Horizont ragt, ist Celadë schon auf den Weg zum Schloss. Es ist der erste Tag im Schloss. Alles erscheint ihr wie in einem Traum. Sie hat einen Job, verdient genügend Geld um ein komfortables Leben zu genießen und wurde sogar vom König höchstpersönlich als überqualifiziert eingeschätzt. Es besteht vielleicht sogar die Möglichkeit eine bessere Position zu bekommen wenn eine frei wird. Jetzt muss sie sich aber auf den Moment konzentrieren und darauf, die Aufgaben die sie bekommen wird zu meistern. Ein gut war noch nie für ihr genug. Am Schloss angekommen stellt sich wieder einer der Wachen in ihren Weg. Dieses Mal reicht aber nur das zeigen eines Art Schlüssels. Im Prinzip ist es mehr wie eine kleine Karte aus Plastik wo der Name, Alter und Art der Beschäftigung drauf steht. Damit kommt sie ungehindert in dem Schloss dahin, wo sie hin muss. Der Stall ist aber nicht gerade am Eingang des Vorgartens. Er ist hinter dem Schloss neben dem königlichen See. Um genau zu sein ein 15 Minütiger Fußmarsch entfernt. Celadë macht das aber nichts aus. Immerhin wird es nicht das einzige Mal sein wo sie laufen muss. Den ganzen Tag wird sie auf den Beinen sein. Tiere füttern, die Pferde auf die Koppel bringen, sie bürsten und bei Bedarf Satteln. Nur ein kleiner Teil der Aufgaben die sie zusammen mit drei weiteren Stallburschen tagtäglich erledigen muss. Mit einem fröhlichen Guten Morgen begrüßt sie die drei anderen Elfen im Stall. Und sofort beginnen die Arbeiten. "Schön das du da bist. Kannst du Donner füttern? Sie bekommt sie Spezialmischung. Rest steht im Buch", mit einem nicken macht Celadë an die Arbeit. Das Buch, was gemeint ist, ist eine Sammlung aller wichtigen Daten über jedes Tier im Stall. Der Name und das Geschlecht, die Eltern und die Herkunft, Gesundheitszustand und Alter, Futtermenge und die Art dazu. Donner ist eine Stute, die momentan gezüchtet wurde. In 3 Monaten wird das neue Fohlen erwartet. Deswegen heißt es besondere Pflege für ihr. Nachdem die Futtermischung im Trog ist und Donner genüsslich kaut, mistet sie die Boxen aus der Pferde, die auf der Koppel stehen. Celadë bekommt während den ersten Stunden nie das Gefühl weg, beobachtet zu werden. Nicht ungewöhnlich als Neuzugang, aber jedesmal wie sie sich umsieht wer sie beobachtet, sind die Stallburschen nicht da oder vollkommen in ihre Arbeit vertieft. Mit einem kopfschütteln macht sie sich wieder an die Arbeit und kümmert sich um Donner. Die Stute wiehert freudig als es für ihr Zeit wird, auf die Koppel zu gehen. Ein kurzes streicheln über die Stirn und Celadë führt sie Richtung Koppel. Als sie aus dem Stall ist, sieht so sich zu jeder Seite um. Keiner in Sicht. Erleichtert seufzt sie. "Du hast wohl lange gewartet, nicht wahr?", das Pferd schnauft stark als Antwort. Was Nielle mit "gut mit Tieren umgehen" meint, ist Celadë's Fähigkeit mit Tieren zu reden und diese verstehen. Sie ist eine der wenigen, die diese natürliche Fähigkeit hat. Ein kleines Geheimnis was sie gemeinsam mit Nielle teilt. "Wir sehen uns dann heute Abend wieder. Pa.s.s auf dich auf", Donner wiehert noch einmal bevor sie zu den anderen Pferden gallopiert. Einen Moment lang beobachtet sie die kleine Herde bevor sie sich wieder an die Arbeit macht. Keine halbe Stunde vergeht im Stall wie sie wieder das Gefühl hat, beobachtet zu werden. Ruckartig reißt sie den Kopf um. Anscheinend setzt der Prinz seine Rolle als Wachhund fort. In einem Versuch nicht aufzufallen, streichelt er eines der Pferde, was in der Nähe steht. Ein leises kichern kann sie sich nicht unterdrücken. Der Thronprinz Elramir höchstpersönlich muss sich nach einer Ausrede umsehen um nicht entdeckt zu werden. Ihr vergeht das Lächeln aber schnell wie sie genauer darüber nachdenkt. Was ist, wenn er nach Fehlern in ihrer Arbeit sucht? Ist deswegen diese Stelle frei geworden? Weil dem Prinzen so viel an den Tieren am Hof liegt, da.s.s er höchstpersönlich dafür sorgt, da.s.s alles okay ist. Wenn das der Fall ist, muss sie sich noch mehr anstrengen. Celadë war der Situation noch nicht bewusst gewesen, in der sie sich befindet. Zur Mittagszeit sitzt sie mit den anderen Stallburschen zusammen im Garten und isst das Mittagessen. Wie sich die anderen unterhalten, klebt ihr Blick auf der Pferdekoppel. Sie kann einfach nicht wiederstehen den Pferden beim Grasen zuzusehen. Auf dieser Koppel würde es auch sicherlich Spaß machen. Ein kleiner Waldbereich ist im hinteren Ende während vereinzelt Bäume verteilt auf der Koppel stehen. Ein kleiner Bach fließt über die Ecke in den See hinein. Ein weiterer See ist in der Koppel künstlich angelegt worden, damit die Pferde einen perfekten Ort zum Baden haben. Mit einem tippen an der Schulter wird sie aus den Gedanken gerissen. "Hey sag mal, wo kommst du eigentlich her? Du kannst so gut mit dem Pferden umgehen. Kommst du von einem Pferdehof?"
"Ich also ähm... Ja ich komme von einem Pferdehof. Der ist aber nicht hier in der Gegend. Sehr weit weg um genau zu sein. Ich... bin hierher gezogen wegen der Stelle im Schloss", aus Angst auch hier verachtet zu werden, leugnet sie dieses mal das sie von einem Bauernhof kommen. Im der Hochschule kam es gar nicht gut an. Sie wurde von allen als Bauernvolk herunter gemacht, nutztlos genannt und mit weiteren Beleidigungen beschmissen. In einem gewissen Sinne hatten sie auch recht. Das erste Jahr lief nicht gut für ihr. Das zweite aber umso besser. Da hat die Nielle kennen gelernt. Eine starke Persönlichkeit unter der Unordentlichkeit hinter der sie sich immer versteckt. Am Ende der 5 Jahre waren alle erstaunt wie Celadë ein zweites Mal auf die Bühne gerufen wurde. Als Würdigung der besten Absolventin des Jahrganges. Ein bisschen stolz erfüllt sie jedes Mal wenn sie daran denken muss. Von einem einfachen Bauernmädchen zur besten Absolventin der besten Schule des Königreiches. Und jetzt sogar eine Arbeit im Schloss des Königs. Doch die nächste Herausforderung wartet schon auf ihr: Dem Thronprinzen Elramir zeigen das sie würdig ist, sich um die Tiere auf dem Hof zu kümmern und sie zu pflegen. Eine Herausforderung, die sie ohne zu zögern jedes Mal aufs Neue annehmen wird. Mit ihrer Gabe wird das absolut kein Problem werden. Ein Kinderspiel, wie manche es nennen wollen.