An anthology of German literature Part 19

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Gleich stimmten sie nun uberein.

Sie sprach: "Der Nam' ist mir doch kund Seit mancher langen Stund'. 2110 Er ist gewiss vom hohen Stamm Des Konigs Vrien lobesam.

Nun ist die Sache klar zum Teil, Und krieg' ich ihn, so hab' ich Heil.

Aber, Gesellin, weisst du recht, 2115 Ob er mich auch haben mocht'?"

"Es war' ihm lieb, war's schon geschehn."

"Und sage mir, wie bald wird's gehn?"

"In ungefahr vier Tagen."

"Ach Gott, was willst du sagen! 2120 Zu lang machst du die Frist.

Bedenke dich, ob's moglich ist, Da.s.s ich ihn morgen--heute--sehe."

"Wie wollt Ihr, Frau, da.s.s das geschahe?

Zu denken ware nicht daran: 2125 Es lebt auf Erden nicht der Mann, Er habe denn Gefieder, Der kame hin und wieder In solcher kurzen Frist; Ihr wisst, wie fern es ist." 2130 "So uberla.s.s es meinem Witz.

Mein Garcon lauft ja wie der Blitz; Zwei Tag' ein andrer reiten muss, Er macht's in einem Tag zu Fuss.

Der Mondschein ihm auch helfen mag: 2135 Er mache ja die Nacht zum Tag.

Auch sind die Tag' unma.s.sig lang; Sag' ihm, es lohnt sich hoch sein Gang, Und da.s.s es ihm recht lange frommt, Wenn er schon morgen wiederkommt. 2140 Er ruhre tuchtig nur die Bein'

Und mache die vier Tag' zu zwein.

Er soll sich sputen sehr Und ausruhen nachher, So lang er eben ruhen mocht'. 2145 Nun, Trautgesellin, mach's ihm recht!"

Sie sagte: "Frau, es soll geschehn; Doch eines sei nicht ubersehn: Befragt doch Eure Leute Gleich morgen oder heute; 2150 Denn paart Ihr Euch ohn' ihren Rat, Es ware eine uble Tat.

Wer sich berat in diesen Dingen, Dem kann es nimmermehr mislingen.

Was man alleine tut, 2155 Wird es nachher nicht gut, Bringt boses Leid in Doppelma.s.s: Den Schaden und der Freunde Ha.s.s."

Sie sprach: "O weh Gesellin traut, Wie mir vor diesem Schritte graut! 2160 Man wird vielleicht dagegen sein."

"Nur nichts vom Bangen, Fraue mein!

Es ist gewiss kein andrer Held, Und sucht Ihr durch die ganze Welt, Der wahrte Euch wie er den Bronn; 2165 So wird die Meinung sein davon.

Mit Freude, zweifelt nicht daran, Wird jederman in Eurem Bann Solch Landeshut begrussen; Man wirft sich Euch zu Fussen 2170 Und bittet Euch, hat man's erfahren, Geschwinde Euch mit ihm zu paaren."

Sie sprach: "Nun la.s.s den Garcon ziehn!

Indessen will ich mich bemuhn, Botschaften auszusenden; 2175 Wir wollen die Rede enden."

Leicht hatte sie ihn fortgesandt, Denn er befand sich gleich zur Hand.

Der Garcon auf den Wink der Maid Verbarg sich mit Geschwindigkeit; 2180 Schnell fa.s.ste ja der flinke Knapp, Was man ihm auszufuhren gab.

Er konnt ihr helfen bei dem Lugen Und ohne jede Bosheit trugen.

Eh' ihre Herrin hatte Zeit, 2185 Zu traumen von der Moglichkeit, Der Knabe sei schon auf dem Wege, Nahm sie den Ritter in die Pflege,[1]

Wie Gott allein sie lohnen kann.

Mit schonster Bitte ging sie dran. 2190 Es lagen Kleider da bereit In dreifacher Vortrefflichkeit, Grau, hermelin und bunt; Ging doch der Wirt zu jeder Stund'

Gekleidet wie ein Hofgalan, 2195 Der viel auf Leibespflege sann Und nie am Prunk es fehlen liess.

Das schonste sie ihn wahlen hiess Und kleidete ihn damit an.

Am nachsten Abend ging sie dann, 2200 Wo sie die Frau alleine fand, Und machte sie gleich vor der Hand Von Freude bleich und rot.

Sie sprach: "Gebt mir das Botenbrot!

Der Garcon ist gekommen." 2205 "Hast schon etwas vernommen?

Ist's gute Mare? Sprich doch! Wie?

Also ist Herr Iwein hie?

Wie ist es ihm so fruh gegluckt?"

"Die Liebe hat ihn hergeschickt." 2210 "Ach Gott! Doch sprich! Wer weiss davon?"

"Es weiss bisher kein Muttersohn Als Euer Knab' und wir."

"Wann fuhrst du ihn zu mir?

Geh stracks zu ihm, ich bitte dich." 2215 Die flinke Magd entfernte sich Und machte mit verstellter Mien', Als vor dem Ritter sie erschien, Als ob mit boser Mare Sie ihm gesendet ware. 2220 Sie hing den Kopf und sah ihn an Und trauriglich also begann: "Ach, lieber Gott, mit mir ist's aus!

Die Herrin weiss, da.s.s Ihr im Haus.

Fur mich hat sie nun nichts als Zorn; 2225 Ich habe ihre Huld verlorn, Weil ich Euch barg im Schlosse hier.

Doch sagt sie, es beliebe ihr Euch einmal naher anzusehen."

"Und sollte das nun nicht geschehen, 2230 Ich liess ihr eher meinen Leib."

"Sie sollt' Euch toten? Sie, ein Weib?"

"Sie hat ja doch ein starkes Heer."

"Oh, Ihr genest wohl ohne Wehr.

Ich hab's von ihr mit Sicherheit, 2235 Da.s.s Euch in keiner Weise leid Von ihren Handen soll geschehen; Sie wunscht Euch nur allein zu sehen.

Ihr musst Euch nur gefangen geben; Es geht Euch anders nicht ans Leben." 2240 Er sagte: "Sie holdseliges Weib!

Ich will es gern, da.s.s dieser Leib Auf immer ihr Gefangener sei, Und da.s.s mein Herz sei auch dabei."

Jetzt stand er auf und ging dahin, 2245 Ein seliger Mann mit frohem Sinn, Und ward kuhl aufgenommen.

Als er vor sie gekommen, Begrusst' ihn weder Wort noch Neigen.

Ihr langes, langes Stilleschweigen 2250 Begann ihm endlich sauer zu werden; Er wusste nicht sich zu gebarden.

Er blieb in weiter Fern' zuruck Und sah sie an mit scheuem Blick.

Da beide schwiegen, sprach die Magd: 2255 "Herr Iwein, warum so verzagt?

Lebt Ihr und habt Ihr einen Mund?

Ihr redetet vor kurzer Stund'; Jetzt werdet Ihr ganz stumm.

In Gottes Namen, sagt warum 2260 Ihr meidet ein so schones Weib.

Weh dessen unglucksel'gem Leib, Der ohne Dank je einen Mann, Der doch gelaufig sprechen kann, Zu einer schonen Frau geleitet, 2265 Die er dann anzureden meidet!

Ruckt ihr nur naher ohne Scheu!

Ich sage Euch bei meiner Treu, Sie wird Euch doch nicht beissen! Traun!

Fugt man dem andern solches Graun, 2270 Wie ihr von Euch geschehen, Und will man Gnade sich versehen, Dazu gehort ein besserer Lohn.

Ihr habt den Konig Askalon, Den ihr so lieben Herrn erschlagen: 2275 Konnt Ihr auf Gunst zu hoffen wagen?

Ihr steht in grosser Schuld; Nun werbt um ihre Huld!

Wir wollen sie beide bitten, Da.s.s sie, was sie erlitten, 2280 Geruhe zu vergessen."

Jetzt ward nicht mehr gesessen.

Er warf sich ihr zu Fussen Und bat um holdes Grussen Als schuldbelad'ner Mann. 2285 Er sprach: "Ich mag und kann Euch Besseres nicht bezeigen An Ehr' und treuem Neigen Als wenn ich sage: Richtet mich!

Was Ihr mogt wollen, das will ich." 2290 "Wollt Ihr denn alles, was ich will?"

"Ja wohl; es dunkt mich nicht zu viel."

"So nehm' ich Euch vielleicht den Leib."

"Wie Ihr gebietet, holdes Weib."

"Nun ja, was soll ich reden lang? 2295 Da Ihr Euch ohne jeden Zw.a.n.g In meine Macht ergeben, Nahm' ich nun Euch das Leben, Es ziemte nicht dem Weibe.

Glaubt aber nicht bei Leibe, 2300 Da.s.s es aus w.a.n.kelmut geschehe, Wenn ich Euch jetzt, wie ich gestehe, Nur allzu fruh empfang' in Gnade.

Von Euch entstand mir solcher Schade, Da.s.s, stund' es mir um Ehr' und Gut, 2305 Wie es den meisten Frauen tut, Ich sicherlich nicht wollte, Wie ich es auch nicht sollte, So jah Euch Gnad' erteilen.

Nun gilt es aber eilen; 2310 Denn da es zu erwarten steht, Da.s.s mir mein Land verloren geht Gleich heute oder morgen, Muss ich mich schnell versorgen Mit einem Mann zur Landeswehr. 2315 Ihn find' ich nicht in meinem Heer, Seit mein Gemahl erschlagen ist; Drum muss ich nun in kurzer Frist Mir einen Mann erkuren Oder mein Land verlieren. 2320 Nun sollt Ihr mir aufrichtig sagen: Da Ihr den Herrn mir habt erschlagen, So seid Ihr wohl ein tuchtiger Mann; Und wenn ich Euch gewinnen kann, Bin ich mit Euch doch wohl bewahrt 2325 Vor fremdem Hochmut jeder Art.

Und glaubt, was ich Euch nun erklare: Eher als da.s.s ich Euch entbehre, Galt' ich sogar als ungesittet; Obwohl das Weib den Mann nicht bittet, 2330 Bitt' ich zuerst und bitte sehr.

Bedrangen will ich Euch nicht mehr, Ich will Euch gerne. Wollt Ihr mich?"

Er sagte: "Frau, verneinte ich, So war' es um mein Gluck geschehen. 2335 Der liebste Tag, den ich gesehen, Der ist mir heute widerfahren, Und moge Gott mein Heil bewahren!"

[Notes: 1: Iwein is in the castle, Lunete having saved him from the va.s.sals of the slain Askalon by giving him a ring that made him invisible.]

II

_From 'Der arme Heinrich', lines 1004-1247: Poor Henry at Salerno with the maid who is eager to give her heart's blood that he may be cured of his leprosy._

So fuhr denn nach der Stadt Salern Die treue Magd mit ihrem Herrn. 1005 Es trubt des Herzens Frohlichkeit Nichts mehr, als da.s.s der Weg so weit, Da.s.s ihr so lang das Licht noch schien.

Und als er sie gebracht dahin, Wo er den Meister wohlbekannt, 1010 Wie er gedachte, wiederfand, Ward's dem gar frohlich angesagt, Gefunden ware jetzt die Magd, Die einst er ihn gewinnen hiess.

Zugleich er ihn sie sehen liess. 1015 Den dauchte das unglaublich schier.

Er sprach: "Mein Kind, und hast du dir Solch Willen wohl auch klar gemacht?

Wie? Hat zu dem Entschluss gebracht Dich Wunsch und Drohung deines Herrn?" 1020 Die Jungfrau sprach, sie tu' es gern Aus ihrem eignen Herzen sei Der Wunsch gekommen, frank und frei.

Gross Wunder daucht' ihn das, und fern Nahm er besonders sie vom Herrn 1025 Und fragt' sie auf die Seligkeit, Ob nicht ihr Herr in seinem Leid Solch Reden hatt' ihr aufgedroht.

Dann sprach er: "Kind, es ist dir not, Da.s.s du dich mehr noch k.u.mmerst drum, 1030 Was dir bevorsteht--hor', warum.

Wenn du den Tod nun leiden musst Und nicht von Herzen gern es tust, So ist dein junges Leben hin Und bringt doch keinen Deut Gewinn. 1035 Verschliess' vor mir nicht deinen Mund.

Was dir geschieht, tu' ich dir kund.

Ich muss dich ausziehn, nackt und bloss; Da wird die Pein der Scham dir gross.

Ich binde dich an Bein- und Armen; 1040 Fulst du mit deinem Leib Erbarmen, Bedenke, Madchen, diese Schmerzen!

An anthology of German literature Part 19

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An anthology of German literature Part 19 summary

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