An anthology of German literature Part 20

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Ich schneide dich bis tief zum Herzen Und reiss' es lebend noch aus dir.

Nun, Madchen, sprich und sage mir, 1045 Wie es mit deinem Mute steh'; Geschah noch keinem Kind so weh, Als dir von mir nun muss geschehen.

Da.s.s ich es tun muss und es sehen, Das macht mir Angst und Not genug. 1050 Bedenk' nun selber bei dir klug: Gereut dich's auch nur um ein Haar, So hab' ich meine Arbeit gar Und du den jungen Leib verloren."

So ward um alles sie beschworen, 1055 Da.s.s fern sie bleibe solcher Pflicht, War' felsenfest ihr Wille nicht.

Die Jungfrau aber lachend sprach, Da sie erfuhr, da.s.s an dem Tag Ihr helfen sollte noch der Tod 1060 Aus aller Welt- und Erdennot: "Gott lohn' Euch, lieber Herr, da.s.s Ihr So ganz und gar und treulich mir Die volle Wahrheit habt gesagt.

Nun bin ich wahrlich doch verzagt: 1065 Ein Zweifel mir das Herz erregt; Euch sei's geklagt, was mich bewegt.

Mir bangt jetzt, unser Unternehmen Mocht' Euer zager Mut noch lahmen, Da.s.s es vielleicht gar unterbleibe! 1070 Eu'r Reden ziemte einem Weibe.

Ihr seid des Hasen Spielgenoss, Und Eure Angst ist viel zu gross Um mich, da.s.s ich nun sterben soll.

Wahrhaftig, Herr, Ihr tut nicht wohl 1075 Bei Eurer grossen Meisterschaft.

Ich bin ein Weib, doch hab' ich Kraft.

Wagt Ihr nur mich zu schneiden, Ich wag' es wohl zu leiden.

Die Angst und bittre Todesqual, 1080 Davon Ihr mir erzahlt zumal, Die hab' ich wohl von Euch vernommen; Doch war' ich wahrlich nicht gekommen, Wusst' ich so fest nicht meinen Mut, Da.s.s ich vergiessen konnt' mein Blut 1085 Und alle Leiden gern erdulden.

Mir ist von Euren Hulden Die bleiche Farbe ganz genommen Und also fester Mut gekommen, Da.s.s ich nicht angstlicher hier steh', 1090 Als wenn ich froh zum Tanze geh'; Die Not kann doch so gross nicht sein, Die einen Tag nur wahrt; ich mein', Da.s.s ich furs ewige Leben Den einen Tag wohl konnte geben. 1095 Euch kann an meinem festen Willen Kein Zweifel mehr das Herz erfullen.

Konnt' Ihr dem Herrn Gesundheit geben Und mir zugleich das ew'ge Leben, Um Gotteswillen, tut's beizeit. 1100 La.s.st sehn, ob Ihr ein Meister seid.

Ihr sollt noch reizen mich dazu.

Ich weiss es wohl, um wen ich's tu'.

In dessen Namen es geschieht, Der unsre guten Dienste sieht 1105 Und la.s.st sie ungelohnet nicht.

Ich weiss wohl, da.s.s er selber spricht, Wer grosse Dienste leiste, Des Lohn sei auch der meiste.

Drum halt' ich diesen grimmen Tod 1110 Auch nur fur eine susse Not Um solch gewissen Himmelslohn.

Liess' ich die reiche Himmelskron', So war' zu toricht doch mein Sinn, Da ich so arm geboren bin." 1115 Nun sah er, da.s.s unwandelbar Und ohne Reu' ihr Wille war.

Noch einmal fuhrt' er sie sodann Hin zu dem armen, siechen Mann Und sprach zu ihrem Herren: 1120 "Dem Zweifel la.s.st uns wehren, Zum Werke sei die Magd nicht gut!

Nun habt Vertraun und guten Mut, Ich mache bald Euch ganz gesund."

Hin fuhrt' der Meister sie zur Stund 1125 In sein geheimes Arbeitszimmer, Damit ihr Herr es sehe nimmer, Verschloss vor ihm sogleich die Tur Und warf noch einen Riegel fur: Er wollte nicht, da.s.s er es seh', 1130 Wie's nun mit ihr zu Ende geh'.

In einer Kemenaten, Die er gar wohl beraten Mit Arzenein fur jung und alt, Hiess er die Jungfrau alsobald 1135 Vom Leibe ziehn der Kleider Zier.

Drob ward sie froh und frohlich schier.

Sie riss die Nate gleich entzwei Und war bald ihrer Kleider frei.

Als sie der Meister nun ansah, 1140 In seinem Herzen fuhlt' er da, Wie sehr ihn dauerte die Maid, Da.s.s Herz und Mut vor Traurigkeit Ihm beinah waren noch verzagt.

Da sah die gute, reine Magd 1145 Gar einen hohen Tisch da stehn, Auf den hiess sie der Meister gehn.

Alsbald er fest darauf sie band Und nahm ein Messer in die Hand, Das nahe lag, gar lang und scharf, 1150 Des man fur solches Werk bedarf.

So guten Stahl das Messer trug, Dem Meister war's nicht scharf genug.

Ihn jammerte die grosse Not, Er wollt' ihr lindern noch den Tod. 1155 Nun lag ein guter Wetzstein auch Ganz nahe bei, wie noch der Brauch.

Auf dem hub jetzt zu streichen an Gar langsam der bedruckte Mann.

Das Wetzen aber horte, 1160 Der ihre Freude storte, Der arme Heinrich vor der Tur.

Und als das Wetzen drang herfur, Da klagt' und trauert' er gar sehr, Da.s.s er das Magdlein nimmermehr 1165 Lebendig sollte sehen.

Er hub zu suchen an und spahen, Bis endlich in der dunnen Wand Sein Aug' ein kleines Lochlein fand.

Da sah er durch den schmalen Spalt 1170 Sie auf dem Tisch gebunden bald.

Sie war so hold, so jung und schon, Da musst' er reuig sich ansehn, Und anders ward ihm da zu Mut.

Ihn deucht', es sei wohl nimmer gut, 1175 Wie ihm bisher das Herz gesinnt.

Und so verwandelt' er geschwind Den alten eigensucht'gen Sinn Und gab sich neuem Fuhlen hin.

Er sprach: "Das war unklug Beginnen, 1180 Da.s.s wider den in trotz'gen Sinnen Du leben wolltest einen Tag, Dem niemand doch entrinnen mag.

Du weisst furwahr nicht, was du tust, Da du doch einmal sterben musst, 1185 Da.s.s du dies jammervolle Leben, Das Gott allein dir hat gegeben, Nicht willig willst zu Ende tragen, Zumal du sicher nicht kannst sagen, Ob dich erlost des Kindes Tod. 1190 Was dir beschert der liebe Gott, Das la.s.s dir alles auch geschehn.

Ich will des Kindes Tod nicht sehn."

Sogleich war der Entschluss gefa.s.st.

Er pochte an die Wand mit Hast 1195 Und bat: "La.s.st mich sogleich hinein!"

Der Meister sprach: "Das kann nicht sein, Mir fehlt die Musse jetzt dazu, Da.s.s ich Euch auf die Ture tu'."

"Nein, Meister, h.o.r.et nur ein Wort!" 1200 "Wie kann ich, wartet ruhig dort, Bis es geschehn." "Ach Meister, nein, Hort mich, es muss vor dem noch sein!"

"Nun sagt mir's denn durch diese Wand!"

"Ach, nein, so ist es nicht bewandt" 1205 Da offnet endlich er die Tur.

Der arme Heinrich trat herfur, Wo sein Gemahl[2] gebunden lag.

Zum Meister alsobald er sprach: "Dies Magdlein ist so wonniglich, 1210 Wahrhaftig, nimmermehr kann ich Ihr jammerliches Ende sehn.

Des Ewigen Wille soll geschehn.

Heisst sie vom Tische sich erheben; Das Silber will ich gern Euch geben, 1215 Das ich Euch bot fur Eure Muh'.

Nur la.s.st, ich bitt', am Leben sie!"

[Notes: 2: Heinrich had playfully called her his 'wife.' The girl is but eight years old when the story begins.]

+XXIV. WOLFRAM VON ESCHENBACH+

The deepest of the three chief romancers and the most strongly marked in his individuality. His date is approximately 1170-1220. He was a Bavarian knight of humble estate, who spent some time at the court of Landgrave Hermann in Thuringia. He speaks of himself as 'ignorant of what the books contain,' which is usually taken to mean that he could not read or write. His great work is _Parzival_, a blend of Arthurian and Grail romance, which he says he got from a French poet Kyot. Nothing is known of any such poet, and some think him an invention. Certain it is, however, that Wolfram had some other source than Chrestien de Troyes' _Conte del Graal_, though he was acquainted with that, and that he invented freely. Two other narrative poems, _t.i.turel_ and _Willehalm_, were left unfinished. The selections from _Parzival_ below are from the translation by W. Hertz, Stuttgart, 1898.

[Transcriber's Note: In each excerpt, line numbering starts at the number given in the heading. Correspondence with the origina text or a line-for-line translation will only be approximate.]

_From 'Parzival,' Book 3, lines 293-500[1]: Parzival takes leave of his mother, who has tried in vain to prevent his hearing of knighthood; the young 'fool' follows her directions all too literally._

Heut mocht' ein andrer birschen, Sein Sinn stand nicht nach Hirschen.

Er rennt nach Haus zur Mutter wieder, 295 Erzahlt--und sprachlos sinkt sie nieder.

Doch als sie wieder kam zu Sinn, Sprach die entsetzte Konigin: "Wer sagte dir von Rittertum?

O sprich, mein Sohn! Du weisst darum?" 300 "Vier Manner sah ich, Mutter mein, Gott selbst hat nicht so lichten Schein; Die sagten mir von Ritterschaft.

Artus in seiner Konigskraft Verleiht die Rittersehren, 305 Soll sie auch mir gewahren."

Da ging ein neuer Jammer an.

Sie wusste keinen Rat und sann: Was sollte sie erdenken, Sein Trachten abzulenken? 310 Das einzige, was er begehrt Und immer wieder, ist ein Pferd.

Sie dacht' in Herzensklagen: Ich will's ihm nicht versagen; Doch soll es ein gar schlechtes sein, 315 Da doch die Menschen insgemein Schnell bereit zum Spotte sind, Und Narrenkleider soll mein Kind An seinem lichten Leibe tragen.

Wird er gerauft dann und geschlagen, 320 So kehrt er mir wohl bald zuruck.

Aus Sacktuch schnitt in einem Stuck Sie Hos' und Hemd; das hullt ihn ein Bis mitten auf sein blankes Bein, Mit einer Gugel obendran. 325 Zwei Bauernstiefel wurden dann Aus rauher Kalbshaut ihm gemacht.

Sie bat ihn: "Bleib noch diese Nacht.

Du sollst dich nicht von hinnen kehren, Eh' du vernahmst der Mutter Lehren: 330 Ziehst pfadlos du durch Wald und Heiden, Sollst du die dunkeln Furten meiden; Sind sie aber seicht und rein.

So reite nur getrost hinein.

Du musst mit Anstand dich betragen 335 Und niemand deinen Gruss versagen.

Wenn dich ein grauer weiser Mann Zucht will lehren, wie er's kann, So folg' ihm allerwegen Und murre nicht dagegen. 340 Eins achte ferner nicht gering: Wo eines guten Weibes Ring Du kannst erwerben und ihr Grussen, So nimm's; es wird dir Leid versussen.

Kusse keck das holde Weib 345 Und druck' es fest an deinen Leib; Denn das gibt Gluck und hohen Mut, Sofern sie zuchtig ist und gut.

Und endlich, Sohn, sollst du noch wissen: Zwei Lande wurden dir entrissen 350 Von Lahelins, des stolzen, Hand, Der deine Fursten uberrannt.

Ein Furst von ihm den Tod empfing, Indes dein Volk er schlug und fing."

"Das soll er wahrlich nicht geniessen; 355 Ich werd' ihn mit dem Pfeile spiessen."

Dann in der fruhsten Morgenzeit War schon der Knabe fahrtbereit, Der mir vom Konig Artus sprach.

Sie kusst ihn noch und lief ihm nach. 360 O Welt von Leid, was da geschah!

Als' ihren Sohn sie nicht mehr sah'-- Dort ritt er hin, wann kehrt er wieder?-- Fiel Herzeloyd zur Erde nieder.

Ihr schnitt ins Herz der Trennung Schlag, 365 Da.s.s ihrem Jammer sie erlag.

Doch seht, ihr vielgetreuer Tod, Er wehrt von ihr der Holle Not.

O wohl ihr, da.s.s sie Mutter ward!

Sie fuhr zum Lohn des Heiles Fahrt, 370 Sie, eine Wurzel aller Gute, Ein Stamm, auf dem die Demut bluhte.

Ach, da.s.s die Welt uns nicht beschied Ihr Blut auch nur zum elften Glied!

Drum ist so wenigen zu traun. 375 Doch sollen nun getreue Fraun Mit Segenswunschen ihn geleiten, Den wir dort sehn von dannen reiten.

Es wandte sich der junge Fant Hin nach dem Wald von Breceliand.[2] 380 Er kam an einen Bach geritten, Den hatt' ein Hahn wohl uberschritten, Doch weil da Gras mit Blumen spross, So da.s.s der Bach im Schatten floss, Gedacht' er an der Mutter Wort 385 Und trabte diesseits an ihm fort Unverdrossen bis zur Nacht; Die ward, wie's eben ging, verbracht.

Am Morgen traf er eine Stelle, Da rann das Wa.s.ser seicht und h.e.l.le; 390 Hier ritt er durch und sah ein Feld, Das schmuckt' ein grosses Prachtgezelt Aus reichem Samt dreifarbig bunt, Und alle Nate in der Rund'

Deckt feiner Borten Stickerei. 395 Die Lederhulse hing dabei, Die, wenn es regnen wollte, Man druber ziehen sollte.

An anthology of German literature Part 20

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An anthology of German literature Part 20 summary

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