An anthology of German literature Part 27

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Da sprach die schone Kriemhild: "Nun schaut, ihr Frauen mein, Das ist der kuhne Siegfried, der Held vom Niederrhein.

Wie treibt er den Berner umher auf grunem Feld! 15 Noch tragt mein lieber Siegfried das Lob vor aller Welt."

Siegfried der edle war ein starker Mann, Jetzt lief er gewaltig Dietrichen an; Er schlug ihm eine Wunde durch seinen Eisenhut, Da.s.s man hernieder rinnen ihm sah das rote Blut. 20

"Wie halt sich unser Herre?" frug heimlich Hildebrand.

"Er ficht leider ubel," sprach Wolfhart allzuhand; "Eine tiefe Wunde hat er durch seinen Eisenhelm, Er ist mit Blut beronnen, er ficht recht wie ein Schelm."

"Er ist noch nicht im Zorne," sprach da Hildebrand. 25 "Nun ruf' in den Garten, du kuhner Weigand, Und sag' ich sei ges...o...b..n, er habe mich erschlagen;[6]

Wenn das ihn nicht erzurnet, dann mogen wir wohl klagen."

Wolfhart rief in den Garten, da.s.s weit die Luft erscholl: "O weh mir meines Leides, das ist so gross und voll! 30 Hildbrand ist ers...o...b..n, wir mussen ihn begraben.

O weh, du Vogt von Berne, was hast du ihn erschlagen!"

"Ist Hildebrand ges...o...b..n," rief der Held von Bern, "So findet man an Treue ihm keinen gleich von fern.

Nun hute deines Lebens, Siegfried, kuhner Mann, 35 Es ist mein Scherz gewesen, was ich noch stritt bis heran.

Wehr' dich aus allen Kraften, es tut dir wahrlich not.

Uns beide scheidet niemand als des einen Tod.

Ich hab' um deinetwillen verloren einen Mann, Den ich bis an mein Ende nimmer verwinden kann." 40

Wie ein Haus, das dampfet, wenn man es zundet an, So musste Dietrich rauchen, der zornige Mann.

Eine rote Flamme sah man gehen aus seinem Mund.

Siegfried's Horn erweichte; da ward ihm Dietrich erst kund.

Er brannte wie ein Drache, Siegfrieden ward so heiss, 45 Da.s.s ihm vom Leibe nieder durch die Ringe floss der Schweiss.

Den edeln Vogt von Berne ergriff sein grimmer Zorn: Er schlug dem kuhnen Siegfried durch Harnisch und durch Horn,

Da.s.s ihm das Blut, das rote, herabsprang in den Sand; Siegfried musste weichen, wie kuhn er eben stand. 50 Er hatt' ihn hin getrieben, jetzt trieb ihn Dietrich her; Das sah die schone Kriemhild, die begann zu trauern sehr.

Der Berner schnitt die Ringe, als war' es faules Stroh; Zum erstenmal im Leben sah man, da.s.s Siegfried floh.

Da jagt' ihn durch die Rosen der Berner unverzagt; 55 Nun saumte sich nicht langer die kaiserliche Magd.

Sie sprang von ihrem Sitze, ein Kleid sie von sich schw.a.n.g, Kriemhild in grosser Eile hin durch die Rosen drang.

Da rief mit lauter Stimme die Konigstochter hehr: "Nun la.s.st von Eurem Streite, Dietrich, ich fleh' Euch sehr. 60

Steht ab um meinetwillen, und la.s.st das Kampfen sein; Euch ist der Sieg geworden zu Worms an dem Rhein."

Da tat der Vogt von Berne, als hatt' er's nicht gehort, Er schlug mit seinem Schwerte, schier hatt' er ihn betort.

Er horte nichts von allem, was die Konigstochter sprach, 65 Bis er dem kuhnen Siegfried vollends den Helm zerbrach.

Wie viel man der Stuhle zwischen die Streiter warf, Die zerhieb der Berner mit seinem Schwert so scharf.

Da warf sie ihren Schleier uber den kuhnen Degen; So dachte sie dem Gatten zu fristen Leib und Leben. 70 Da sprach die Konigstochter: "Bist du ein Biedermann, So la.s.s ihn des geniessen, da.s.s er meine Huld gewann."

Da sprach der Held von Berne: "Die Rede la.s.set sein; Wessen Ihr mich bittet, zu allem sag' ich nein.

Euch Ritter und euch Frauen, ich bring' euch all' in Not; 75 Ihr musst vor mir ersterben, da Hildebrand ist tot."

Alles, was im Garten war, wollt' er erschlagen, Dietrich in seinem Zorne, wie wir h.o.r.en sagen.

Hildebrand der alte tat als ein Biedermann, Er sprang in den Garten und rief seinen Herren an. 80

Er sprach: "Lieber Herre, la.s.st ab von Eurem Zorn; Ihr habt den Sieg gewonnen, nun bin ich neu geborn."

Dietrich der kuhne sah Hildebranden an, Da erweicht' ihm sein Gemute, da er stehen sah den Mann.

Der Berner liess sein Toben, er kusst' ihn auf den Mund; 85 "Gott will ich heute loben, da.s.s du noch bist gesund; Sonst hatte nicht verfangen ihr Flehen insgemein; Um Siegfried war's ergangen: das schuf das Sterben dein.

Nun la.s.s' ich von dem Harme, da Hildbrand ist gesund."

Da schlug die Konigstochter sich selber auf den Mund. 90 Da sprach Frau Kriemhild: "Ihr seid ein biedrer Mann, Dem man seinesgleichen in der Welt nicht finden kann."

Auf setzte sie dem Berner ein Rosenkranzelein, Ein Halsen und ein Kussen gab ihm das Magdelein.

Sie sprachen einh.e.l.lig: "Das mag man Euch gestehn, 95 Es ward in allen Reichen kein Mann wie Ihr gesehn."

Siegfried dem kuhnen man zu Hilfe kam, Sie fuhrten ins Gestuhle den Degen lobesam.

Man zog ihm ab den Harnisch, dem kuhnen Weigand; Da verbanden ihm die Wunden die Frauen allzuhand. 100

[Notes: 5: Kriemhild has at Worms a rose-garden which is guarded by twelve famous champions. She challenges Dietrich and his Amelungs to invade her garden if they dare, promising to each victor a kiss and a wreath. Eleven duels, in which Kriemhild's man is either slain or barely holds his own, precede the encounter between the two invincibles.

6: In the preceding adventure we hear that Dietrich was at first unwilling to face Siegfried on account of his h.o.r.n.y skin, his magic sword and his impenetrable armor. To provoke his master's wrath--Dietrich can only fight when enraged--the faithful Hildebrand takes him aside and calls him a coward; whereat Dietrich knocks him down--to the old man's private satisfaction.]

+XXIX. MEYER HELMBRECHT+

A metrical novelette written about 1250 by a man who calls himself Wernher the Gardner. The locus of the story, which is interesting as a picture of the times, is the region about the junction of the Inn and the Salzach. Its hero is a depraved young peasant, who gets the idea that the life of a robber knight would be preferable to hard work upon his father's farm. So he dresses himself in fine clothes to ape the gentry, becomes a robber and commits all manner of outrages until one day he is caught and hanged by a party of his victims. In the course of his career he revisits his former home and compares notes with his father. The selection is from Botticher's translation in Part II of Botticher and Kinzel's _Denkmaler_.

_Lines 844-986: The old knighthood and the new._

Als sie in Freuden a.s.sen, Da konnt's nicht langer la.s.sen 845 Der Vater, ihn zu fragen Nach hofischem Betragen, Wie er's bei Hof gelernt jetzund.

"Mein Sohn, die Sitten tu mir kund, So bin ich auch dazu bereit, 850 Zu sagen, wie vor langer Zeit In meinen jungen Jahren Die Leut' ich sah gebaren."

"Ach Vater, das erzahle jetzt, Ich geb' auch Antwort dir zuletzt 855 Auf alle deine Fragen Nach hofischem Betragen."

"Vor Zeiten, da ich Knecht noch war Bei meinem Vater manches Jahr, --Den du Grossvater hast genannt-- 860 Hat der mich oft zu Hof gesandt Mit Kase und mit Eiern, Wie's heut noch Brauch bei Meiern.

Da hab' die Ritter ich betrachtet Und alles ganz genau beachtet. 865 Sie waren edel, kuhn und treu, Von Trug und niederm Sinne frei, Wie's leider heut nicht oft zu schaun Bei Rittern und bei Edelfraun.

Die Ritter wussten manches Spiel, 870 Das edlen Frauen wohlgefiel.

Eins wurde Buhurdier'n[1] genannt, Das tat ein Hofmann mir bekannt, Als ich ihn nach dem Namen fragte Des Spiels, das da so wohl behagte. 875 Sie rasten dort umher wie toll --Drob war man ganz des Lobes voll,-- Die einen hin, die andern her.

Jetzt sprengte dieser an und der, Als wollt' er jenen niederstossen. 880 Bei meinen Dorfgenossen Ist selten solcherlei geschehn, Wie dort bei Hof ich's hab' gesehn.

Als sie vollendet nun das Reiten, Da sah ich sie im Tanze schreiten 885 Mit hochgemutem Singen; Das la.s.st Kurzweil gelingen; Bald kam ein muntrer Spielmann auch, Der hub zu geigen an, wie's Brauch.

Da standen auf die Frauen, 890 Holdselig anzuschauen.

Die Ritter traten jetzt heran Und fa.s.sten bei der Hand sie an; Da war nun eitel Wonne gar Bei Frauen und der Ritterschar 895 Ob susser Augenweide.

Die Junker und die Maide, Sie tanzten frohlich allzugleich Und fragten nicht, ob arm, ob reich.

Als auch der Tanz zu Ende war, 900 Trat einer aus der edlen Schar Und las von einem, Ernst[2] genannt; Und was von Kurzweil allerhand Am liebsten jeder mochte treiben, Das fand er dort: Nach Scheiben 905 Mit Pfeil und Bogen schoss man viel; Die andern trieben andres Spiel, Sie freuten sich am Jagen.

O weh, in unsern Tagen War' nun der Beste, das ist wahr, 910 Wer dort der Allerschlecht'ste war.

Da wusst' ich wohl, was Ehr' erwarb, Eh' leid'ge Falschheit es verdarb.

Die falschen, losen Gesellen, Die boshaft sich verstellen, 915 Nicht Recht und Sitte kennen,-- Niemand wollt's ihnen gonnen, Zu essen von des Hofes Speise.

Heut ist bei Hofe weise, Wer schlemmen und betrugen kann; 920 Der ist bei Hof der rechte Mann Und hat an Geld und Gut und Ehr'

Ach, leider immer noch viel mehr Als einer, der rechtschaffen lebt Und fromm sich Gottes Huld erstrebt. 925 So viel weiss ich von alter Sitte; Nun, Sohn, tu mir die Ehr', ich bitte, Erzahle von der neuen nun."

"Das, Vater, will ich treulich tun.

Jetzt heisst's bei Hof nur: Immer drauf, 930 Trink, Bruder, trink, und sauf und sauf!

Trink dies, so sauf' ich das: juchhe!

An anthology of German literature Part 27

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