An anthology of German literature Part 39

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7: The letter M with which the dead wife's name (Margareta) began.]

_From the same, Chapter 12, in which Death makes reply._

Konntest du richtig messen, wagen, zahlen oder aus dem Kopfe dichten, hieltest du nicht solche Rede. Du fluchst und bittest unvernunftig und ohne alle Notdurft. Was taugt solcher Unsinn? Wir haben fruher gesagt: kunstreich, edel, ehrhaft, fruchtreich, artig,--alles, was lebet, muss von unsern Handen zu Ende kommen. Doch schwatzest du und klagst, all dein Gluck sei an deinem frommen Weib gelegen. Soll nach deiner Meinung Gluck an Weibern liegen, wollen wir dir wohl raten, da.s.s du immer bei Gluck bleibest. Warte nur, ob es dir nicht in Ungluck gerat! Sage uns: Da du zuerst dein loblich Weib nahmst, fandst du sie fromm oder machtest du sie fromm? Hast du sie fromm gefunden, so suche vernunftiglich: du findest noch viele fromme Frauen auf Erden; von denen eine dir zur Ehefrau werden mag. Hast du sie aber fromm gemacht, so freue dich: du bist der lebendige Meister, der noch ein frommes Weib und eine Frau auferziehen kann. Ich sage dir noch mehr: je mehr dir Liebes wird, desto mehr Leides widerfahrt dir. Hattest du dich des Lieben enthalten, wurdest du jetzt des Leiden entbehren. Je mehr Liebes zu erfahren, desto mehr Leides in Entbehrung des Lieben. Lieb', Weib, Kind, Schatz und alles irdisch Gut muss am Anfang etwas Freude und am Ende mehr Leides bringen. Alles irdische Lieb muss zu Leide werden: Leid ist Liebes Ende; der Freude End' ist Trauer; nach l.u.s.t muss Unl.u.s.t kommen; Willens Ende ist Unwillen. Zu solchem Ende laufen alle lebendigen Dinge. Lern' es besser, willst du von Klugheit prahlen.

5

_From a sermon of Johann Geiler von Kaiserberg._[8]

Der Mensch, der Gott lieb hat und ihm anhangt allein darum, da.s.s er ihm das Himmelreich gebe, der hat Gott nicht recht lieb. Warum? Darum: sein Gedanke an Gott ist nicht lauter; er denkt an sich selbst; er sucht seinen eignen Nutzen. Ich sage nicht, da.s.s du das Himmelreich nicht begehren solltest, oder da.s.s du Gott nicht darum bitten, ihm nicht darum dienen solltest. Nein, ich verwerfe das nicht; die Schrift ist voll davon, da.s.s man Gott um das Himmelreich bitten sollte. Du sollst das Himmelreich begehren, sollst Gott darum bitten; aber du sollst nicht da stehen bleiben, da.s.s du Gott allein darum dienest, und ihn allein darum liebhabest, damit er dir das Himmelreich gebe, und anders nicht. Das heisst nicht rechte Liebe; das ist Freundschaft um Freundschaft, wobei einer dem andern eine Freundlichkeit tut, damit er es ihm wiedervergelte; wie wenn du einem andern eine Wurst schenktest, damit er dir dagegen eine Seite Speck schenke. Du tust ihm eine Freundlichkeit; erwartetest du aber keine Freundlichkeit dagegen, du tatest ihm auch keine. Das heisst nicht rechte Liebe: es ist Freundschaft um Freundschaft. Aber das heisst rechte Liebe, da.s.s einer einen lieb hat nicht um der Gabe willen, oder weil er etwas von ihm erwartet; sondern er hat ihn eben lieb; er gonnet ihm Gutes; er fordert seinen Nutzen; er wendet Schaden von ihm ab, wo er kann und mag, ohne da.s.s er Wiedervergeltung erwartet. Der hat den andern recht lieb. Also tut der Mensch, der Gott recht lieb hat, allein um dessentwillen, weil er solch ein grosser Herr ist, da.s.s er es wurdig ware; weil er der Hochste und das beste Gut ist.

[Notes: 8: Kurschners Deutsche National-Litteratur, Vol. 12{2}, page 265.]

END OF PART FIRST

PART II

FROM THE REFORMATION TO THE CLa.s.sICS OF THE EIGHTEENTH CENTURY

According to the Best Critical Editions

+XL. MARTIN LUTHER+

1483-1546. Some of the cardinal dates in a career that changed the course of history for the whole Germanic world are as follows: In 1517 Luther posted up the ninety-five theses at Wittenberg; 1520, burned the papal bull and issued the _Address to the German n.o.bility_; 1522, attended the Diet at Worms and refused to recant; in seclusion at the Wartburg translated the New Testament, which was published that same year; 1525, married Katharina Bora, a nun, having previously renounced monasticism; 1534, published the complete German Bible. Aside from the polemics, tractates, epistles, commentaries, and sermons, whereby he provoked, defended, and organized the Protestant revolt, Luther wrote a few short poems, mostly hymns for wors.h.i.+p, also fables and aphorisms.

But his great work was his translation of the Bible.

Of the selections below, No. 1 follows the Weimar edition of Luther, VI, 406; No. 3, the reprint in Muller's _German Cla.s.sics_, I, 488; Nos. 4 and 5, Kurschner's _Nationalliteratur_, Vol. 15.

1

_From the Address to the n.o.bility._

Die Romanisten haben drey mauren, mit grosser behend.i.c.keit,[1] umb sich zogen, damit sie sich bissher beschutzt, das sie niemant hat mugenn[2]

reformierenn, dadurch die gantz Christenheit grewlich gefallen ist. Zum ersten, wen man hat auff sie drungen mit weltlicher gewalt, haben sie gesetzt und gesagt,[3] weltlich gewalt habe nit recht ubir sie, sondern widderumb,[4] geystlich sey ubir die weltliche. Zum andern, hat man sie mit der heyligen schrifft wolt straffen,[5] setzen sie da kegen,[6] Es gepur[7] die schrifft niemant ausstzulegenn, den dem Bapst. Zum dritten, drewet[8] man yhn[9] mit einem Concilio, szo ertichten sie, es muge niemant ein Concilium beruffen, den der Bapst. Alsso haben sie die drey rutten[10] uns heymlich gestolen, das sie mugen ungestrafft sein, und sich in sicher befestung disser dreyer maur gesetzt, alle buberey und bossheit zutreyben, die wir dan itzt sehen, und ob sie schon ein Concilium musten machen, haben sie doch da.s.selb zuvor mat[11] gemacht, damit, das sie die fursten zuvor mit eyden vorpflichten,[12] sie bleyben zula.s.sen, wie sie sein, dartzu dem Bapst vollen gewalt geben ubir alle Ordnung des Concilii, alsso das gleich gilt, es sein vil Concilia odder kein Concilia, on das[13] sie uns nur mit larven und spiegelfechten[14]

betriegen, szo gar greulich furchten sie der haut fur einem rechten freyen Concilio, und haben damit kunig und fursten schochter[15]

gemacht, das sie glewben, es were widder got, szo man yhn nit gehorchte in allen solchen schalckhafftigen, listigen spugnissen.[16]

[Notes: 1: _Behend.i.c.keit_, 'skill,' 'cunning.'

2: _Mugenn_ = _mogen_ in the sense of modern _konnen_.

3: _Gesetzt und gesagt_, 'proclaimed the doctrine.'

4: _Widderumb_ = _dagegen_, _im Gegenteil_.

5: _Straffen_, 'refute.'

6: _Da kegen_ = _dagegen_.

7: _Gepur_ = _gebuhre_.

8: _Drewet_ = _drohet_.

9: _Yhn_ = _ihnen_.

10: The three 'rods' with which Luther proposed to chastise the papists were the temporal power, scripture, and the Councils.

11: _Mat_, 'impotent.'

12: _Vorpflichten_ = _verpflichteten_.

13: _On das_ = _ohne da.s.s_, 'aside from the fact that.'

14: _Larven und spiegelfechten_, 'masks and tricks.'

15: _Schochter_ = _schuchtern_.

16: _Spugnissen_, 'humbug.']

2

_From the Bible of 1534: Psalm xlvi and Matthew v, 1-12._

Gott ist vnser zuuersicht vnd stercke, eine hulffe jnn den grossen noten, die vns troffen haben.

Darum furchten wir vns nicht, wenn gleich die welt vntergienge, Vnd die berge mitten jnns meer suncken.

Wenn gleich das meer wutet vnd wallet, Vnd von seinem vngestum die berge ein fielen. Sela.

Dennoch sol die stad Gottes fein l.u.s.tig bleiben, mit jren brunlin, Da die heiligen wonungen des Hohesten sind.

Got ist bey jr drinnen, darumb wird sie wol bleiben, Gott hilfft jr frue. Die Heiden mussen verzagen, vnd die Konigreiche fallen, Das erdreich mus vergehen, wenn er sich h.o.r.en lesst.

Der HERR Zebaoth ist mit vns, Der Gott Jacob ist vnser schutz. Sela.

Kompt her, vnd schawet die werck des HERRN, Der auff erden solch zestoren anrichtet.

Der den Kriegen steuret jnn aller welt, Der bogen zubricht, spies zuschlegt vnd wagen mit fewr verbrend.

Seid stille, vnd erkennet, das ich Gott bin, Ich wil ehre einlegen vnter den Heiden, ich wil ehre einlegen auff erden.

Der HERR Zebaoth ist mit vns, Der Got Jacob ist vnser schutz.

Da er aber das volck sahe, gieng er auff einen berg, vnd satzte sich, vnd seine Junger tratten zu jm. Und er that seinen mund auff, leret sie vnd sprach: Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himelreich ist jre. Selig sind, die da leide tragen, denn sie sollen getrost werden. Selig sind die senfftmutigen, denn sie werden das erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert vnd durstet nach der gerechtigkeit, denn sie sollen sat werden. Selig sind die barmhertzigen, denn sie werden barmhertzigkeit erlangen. Selig sind die reines Hertzens sind, denn sie werden Gott schauen. Selig sind die friedfertigen, denn sie werden Gottes kinder heissen. Selig sind, die vmb gerechtigkeit willen verfolget werden, denn das Himelreich ist jre. Selig seid jr, wenn euch die menschen vmb meinen willen schmehen vnd verfolgen vnd reden allerley vbels widder euch, so sie daran liegen. Seid frolich vnd getrost, Es wird euch im himel wol belohnet werden, Denn also haben sie verfolget die Propheten, die vor euch gewesen sind.

3

_From the Epistle on Translating (1530)._[17]

Ich hab mich des gefliessen[18] im dolmetschen, das ich rein vnd klar deudsch geben mochte. Vnd ist vns wol offt begegenet, das wir 14 tage, drey, vier wochen haben ein einiges[19] Wort gesucht vnd gefragt,[20]

habens dennoch zuweilen nicht funden. In Hiob erbeiten[21] wir also, M. Philips,[22] Aurogallus[23] vnd ich, das wir in vier tagen zuweilen kaum drey zeilen kundten fertigen. Lieber, nu es verdeudscht vnd bereit ist, kans ein jeder lesen vnd meistern.[24] Leuft einer jtzt mit den augen durch drey oder vier Bletter, vnd stosst nicht einmal an, wird aber nicht gewar, welche Wacken vnd Klotze[25] da gelegen sind, da er jtzt vber hin gehet wie vber ein gehoffelt[26] Bret, da wir haben must schwitzen[27] vnd vns engsten, ehe denn wir solche Wacken und Klotze aus dem wege reumeten, auff das man kundte so fein daher gehen. Es ist gut pflugen, wenn der Acker gereinigt ist. Aber den Wald vnd die Stocke ausrotten, vnd den Acker zurichten, da wil niemand an. Es ist bey der Welt kein danck zu uerdienen. Kann doch Gott selbs mit der Sonnen, ja mit Himel vnd Erden, noch mit seines eigen Sons tod, keinen danck verdienen, Sie sey vnd bleibe Welt ins Teufels namen, weil sie ja nicht anders wil.

An anthology of German literature Part 39

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