An anthology of German literature Part 63
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Was ist die Welt, und ihr beruhmtes Glantzen?
Was ist die Welt und ihre gantze Pracht?
Ein schnoder Schein in kurtzgefasten Grentzen, Ein schneller Blitz, bey schwarzgewolckter Nacht; Ein bundtes Feld, da k.u.mmerdisteln grunen; 5 Ein schon Spital, so voller Kranckheit steckt.
Ein Sclavenhauss, da alle Menschen dienen, Ein faules Grab, so Alabaster deckt.
Das ist der Grund, darauff wir Menschen bauen, Und was das Fleisch fur einen Abgott halt. 10 Komm, Seele, komm, und lerne weiter schauen, Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt.
Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen, Halt ihre l.u.s.t fur eine schwere Last.
So wirst du leicht in diesen Port gelangen, 15 Da Ewigkeit und Schonheit sich umbfast.
+2+
+Die Woll.u.s.t.+
Die Woll.u.s.t bleibet doch der Zucker dieser Zeit, Was kan uns mehr, denn sie, den Lebenslauf versussen?
Sie la.s.set trinckbar Gold in unsre Kehle fliessen, Und offnet uns den Schatz beperlter Liebligkeit, In Tuberosen kan sie Schnee und Eiss verkehren, 5 Und durch das gantze Jahr die Fruhlings-Zeit gewehren.
Es schaut uns die Natur als rechte Kinder an, Sie schenckt uns ungespart den Reichthum ihrer Bruste, Sie offnet einen Saal voll zimmetreicher l.u.s.te, Wo aus des Menschen Wunsch Erfullung quellen kan. 10 Sie legt als Mutter uns die Woll.u.s.t in die Armen, Und la.s.st durch Lieb und Wein den kalten Geist erwarmen.
Nur das Gesetze wil allzu tyrannisch seyn, Es zeiget iederzeit ein widriges Gesichte, Es macht des Menschen l.u.s.t und Freyheit gantz zunichte, 15 Und flost fur sussen Most uns Wermuthtropffen ein; Es untersteht sich uns die Augen zu verbinden, Und alle Liebligkeit aus unser Hand zu winden.
Die Ros' entblosset nicht vergebens ihre Pracht, Jessmin will nicht umsonst uns in die Augen lachen, 20 Sie wollen unser l.u.s.t sich dienst- und zinsbar machen, Der ist sein eigen Feind, der sich zu Plagen tracht; Wer vor die Schwanenbrust ihm Dornen will erwehlen, Dem muss es an Verstand und reinen Sinnen fehlen.
Was nutzet endlich uns doch Jugend, Krafft und Muth, 25 Wenn man den Kern der Welt nicht reichlich will genussen, Und dessen Zucker-Strom la.s.st unbeschifft verschussen?[1]
Die Woll.u.s.t bleibet doch der Menschen hochstes Gut, Wer hier zu Seegel geht, dem wehet das Gelucke Und ist verschwenderisch mit seinem Liebesblicke. 30
Wer Epicuren nicht fur seinen Lehrer halt, Der hat den Welt-Geschmack und allen Witz verloren, Es hat ihr die Natur als Stiefsohn ihn erkoren, Er mus ein Unmensch seyn und Scheusal dieser Welt; Der meisten Lehrer Wahn erregte Zw.a.n.g und Schmertzen, 35 Was Epicur gelehrt, das kitzelt noch die Hertzen.
[Notes: 1: _Verschussen_ = _verfliessen_.]
+3+
+Die Tugend.+
Die Tugend pflastert uns die rechte Freudenbahn, Sie kan den Nesselstrauch zu Lilgenblattern machen, Sie lehrt uns auf dem Eiss und in dem Feuer lachen, Sie zeiget, wie man auch in Banden herrschen kan; Sie heisset unsern Geist im Sturme ruhig stehen, 5 Und wenn die Erde weicht, uns im Gewichte gehen.
Es giebt uns die Natur Gesundheit, Krafft und Mut, Doch wo die Tugend nicht wil unser Ruder fuhren, Da wird man Klippen, Sand und endlich Schiffbruch spuren.
Die Tugend bleibet doch der Menschen hochstes Gutt; 10 Wer ohne Tugend sich zu leben hat vermessen, Ist einem Schiffer gleich, so den Compa.s.s vergessen.
Gesetze mussen ja der Menschen Richtschnur seyn.
Wer diesen Pharus ihm nicht zeitlich will erwehlen, Der wird, wie klug er ist, des Hafens leicht verfehlen, 15 Und lauffet in den Schlund von vielen Jammer ein; Wem l.u.s.t und uppigkeit ist Fuhrerin gewesen, Der hat fur Leitstern ihm ein Irrlicht auserlesen.
Diss, was man Woll.u.s.t heisst, verfuhrt und liebt uns nicht, Die Kusse, so sie giebt, die triffen von Verderben, 20 Sie last uns durch den Strang der zartsten Seide sterben, Man fuhlet, wie Zibeth das matte Herze bricht, Vergifter Hypocras[2] will uns die Lippen ruhren, Und ein ambrirte[3] l.u.s.t zu Schimpf und Grabe fuhren.
Die Tugend druckt uns doch, als Mutter, an die Brust, 25 Ihr Gold und edler Schmuck halt Farb und auch Gewichte, Es leitet ihre Hand uns zu dem grossen Lichte, Wo sich die Ewigkeit vermahlet mit der l.u.s.t; Sie reicht uns eine Kost, so nach dem Himmel schmecket, Und giebt uns einen Rock, den nicht die Welt beflecket. 30
Die Woll.u.s.t aber ist, als wie ein Unschlichtlicht, So h.e.l.le Flammen giebt, doch mit Gestanck vergehet.
Wer bey dem Epicur und seinem Hauften stehet, Der lernt, wie diese Waar als dunnes Glas zerbricht; Es kan die Drachen-Milch uns nicht Artzney gewehren, 35 Noch gelbes Schlangengift in Labsal sich verkehren.
[Notes: 2: _Hypocras_, a sweet spiced wine.
3: _Ambrirte_, 'resinated' (perfumed with _ambra_).]
+LVIII. DANIEL CASPER VON LOHENSTEIN+
The other leading light of the second Silesian school (1635-1683). Like his friend Hofmannswaldau, he was an exemplary Breslau official. He wrote half a dozen impossible tragedies in alexandrine verse and a huge erudite romance _Arminius_. The selection from _Arminius_ follows an edition of 1731, which contains 2868 pages in four quarto volumes.
_From 'Arminius,' Book I: The temple of the Ancient Germans and its wonderful inscription._
Es war ein Thal, welches ungefahr eine Meilweges im Umkreise hatte, rings herum mit steilen Felsen umbgeben, welche allein von einem abschussenden Wa.s.ser zertheilet waren. An dieser Gegend hatte die andachtige Vorwelt dem Anfange aller Dinge, nehmlich dem Schopfer der Welt, zu Ehren auf ieder Seiten eine dreyfache Reihe uberaus hoch und gerade empor wachsender Eich-Baume gepflantzet, und wie dieses gantze Thal, also auch insonderheit den in der Mitte gelegenen Hugel, und die in selbtem von der Natur gemachte Hole, als auch den daraus entspringenden Brunnen fur eines der grossesten Heiligthumer Deutschlands verehret, auch den Glauben, da.s.s in selbtem die Andacht der Opfernden durch einen gottlichen Trieb geflugelt, und das Gebet von den Gottern ehe als anderwerts erh.o.r.et wurde, von mehr als tausend Jahren her auf ihre Nachkommen fortgepflantzet. Denn die alten andachtigen Deutschen waren bek.u.mmerter Gott recht zu verehren, als durch Erbauung kostlicher Tempel die Geburge ihres Marmels zu berauben und ihre Ertzt-Adern arm zu machen. Diesemnach sie fur eine der grosten Thorheiten hielten, Affen, Katzen und Crocodilen, ja k.n.o.bloch und Zwibeln mit Weyrauch zu rauchern; welche bey den Egyptiern mehr die aus Iaspis und Porphyr erbaueten, oder aus einem gantzen Felsen gehauene Wundertempel verstellten, als durch derselben Pracht einiges Ansehen ihrer schnoden Hesslichkeit erlangeten.
Nichts minder verlachten sie die zu Rom angebetete Furcht und das Fieber, als welche Kranckheiten wohl unvergottert, ja abscheulich bleiben, wenn gleich zu uberfirnsung ihrer Bilder und Heiligthumer alle Meere ihr Schnecken-Blut, und gantz Morgenland seine Perlen und Edelgesteine dahin zinset. Da hingegen eine wahre Gottheit[1] eben so ein aus schlechtem Rasen erhohetes Altar, und ein mehr einem finstern Grabe als einem Tempel ahnliches, aber von dem Feuer andachtiger Seelen erleuchtetes Heiligthum; wie die Sonne alle dustere Wohnungen mit ihrem eigenen Glantze erleuchtet und herrlich macht, also da.s.s ohne die Gegenwart des grossen Auges der Welt alle gestirnte Himmels-Kreise dustern, in Abwesenheit einer wesentlichen Gottheit all von Rubin und loderndem Weyrauch schimmernde Tempel irrdisch sind. Denn ob wohl Gott in und ausser aller Dinge ist, seine Macht und Herrschafft sonder einige Beunruhigung sich uber all Geschopfe erstrecket, seine Liebe ohne Ermudung allen durch ihre Erhaltung die Hande unterlegt; ob er gleich ohne Ausdehnung alles auswendig umbschleust, alles inwendig ohne seine Verkleinerung durchdringet; und er also in, uber, unter und neben allen Sachen, iedoch an keinen Ort angebunden, noch nach einigem Maa.s.se der Hohe, Tieffe und Breite zu messen, seine Grosse nirgends ein-, sein Wesen nirgends auszuschlussen ist: So ist doch unwidersprechlich, da.s.s Gott seiner Offenbarung nach, und wegen der von denen Sterblichen erfoderten Andacht, einen Ort fur dem andern, nicht etwan wegen seiner absonderlichen Herrligkeit, sondern aus einer unerforschlicher Zuneigung, ihm belieben la.s.se, ja mehrmahls selbst erkieset habe. uber dem Eingange nun dieser ebenfals fur andern erwehlten Hole waren nachfolgende Reimen in einen lebendigen Steinfels gegraben, iedoch gar schwer zu lesen; weil sie nicht allein mit denen vom Tuisco erfundenen Buchstaben geschrieben, sondern auch vom Regen abgewaschen und vom Mooss verstellet waren:
Ihr Eiteln, weicht von hier! der Anfang aller Dinge, Der eh als dieser Fels und dieser Brunnquell war, Hat hier sein Heiligthum, sein Wohnhaus, sein Altar; Der will, da.s.s man ihm nur zum Opfer Andacht bringe.
Die ist das Eigenthum der Menschen. Weyrauch, Blut, 5 Gold, Weitzen, Oel, und Vieh ist sein selbsteigen Gut.
Die Opfer, die ihr ihm auf tausend Tischen schlachtet, Die machen ihn nicht feist, und keine Gabe reich.
Ihr selbst genusset es, wenn ihr den Schopfer gleich Durch eure Erstlingen hier zu beschencken trachtet. 10 Euch scheint der Fackeln Licht, ihr rucht des Zimmets Brand; Ja, was ihr gebt, bleibt euch mit Wucher in der Hand.
Gott heischt diss zwar, doch nicht aus l.u.s.terner Begierde.
Denn was ergeitzt das Meer ihm an der armen Flut Des Thaues? welcher Stern wunscht ihm der Wurmer Glut, 15 Die bey den Nachten scheint, und der Rubinen Zierde?
Ihr weiht Gott nur das Hertz zum Zeichen euer Pflicht; Euch selbst zu eurem Nutz, ihm zur Vergnugung nicht.
Ja auch die Andacht Selbst weiss Gott nichts zuzufromen; Denn eignet sie uns zu gleich seine Gnad und Heil, 20 So hat sein Wohlstand doch nicht an dem unsern Theil, Wie unsre Freude rinnt aus seinen Wohlthats-Stromen.
Hingegen wie kein Dunst versehrt der Sonnen Licht, So verunehrt auch ihn kein Aberglaube nicht.
Der Lasterer ihr Fluch thut ihm geringern Schaden, 25 Als wenn ein toller Hund den vollen Mond anbillt.
Es ruhmt als Richter ihn, was in der Holle brullt; Wie's Lob der Seligen preist seine Vater-Gnaden.
Den grossen Gott bewehrt die Kohle, die dort gluht, So wohl als die, die man wie Sterne glantzen sieht. 30
So ist's nun ubermaa.s.s, unsaglich grosse Gutte, Da.s.s Gott die Betenden hier wurdigt zu erhorn.
Weicht, Eitele! um nicht diss Heil' ge zu versehrn!
Denn da.s.s Gott in diss Thal nur einen Blick ausschutte, Ist gross're Gnad, als wenn das Auge dieser Welt 35 Den schlechtsten Sonnen-Staub mit seinem Glantz erhalt.
[Notes: 1: _Gottheit_, subject of _erleuchtet und herrlich macht_ understood.]
+LIX. HANS JAKOB CHRISTOFFEL VON GRIMMELSHAUSEN+
The most important writer of prose fiction in the 17th century (_ca._ 1625-1676). He spent his early years as a roving soldier. After the war he published anonymously a number of tales, which are known collectively as _Simplicianische Schriften_. The best of them is _Der abentheuerliche Simplicissimus_, which is largely autobiographic. The book parodies the fas.h.i.+onable romances of adventure and takes hints from the picaresque tales which had begun to come in from Spain. It is particularly interesting for its truthful pictures of German life in the time of the great war. The selection follows Braune's _Neudrucke_, Nos. 19-25.
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An anthology of German literature Part 63 summary
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