An anthology of German literature Part 34
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Warst du nicht zu Wien entgangen, Man hatte dich schon langst gehangen. 135 Du hast auch einen roten Bart Und bist ein Kobold schlimmster Art.
MERCATOR
Fraue, liebe Fraue mein, Moget Ihr immer selig sein!
Vergib mir, da.s.s ich dich geschlagen, 140 Aber du hast so viel zu sagen.
Die Klage machst du mannigfalt, Und daran tust du mir Gewalt.
Du hast ein wunderlich Gebarde, Und willst mich bringen unter die Erde. 145
MERCATRIX
Ja, ich vergebe dir die Schlage Am Tag, wo ich dich ins Grab hinlege.
MERCATOR (_zu Rubin_)
Hinweg mit den Pulvern!
Hier kann ich nicht mehr bleiben.
Hebe auf Korb und Stab, 150 Und laufen wir nach Arab Weithin von diesem Lande: Sonst kamen wir vielleicht zu Schande.
RUBINUS (_dicit_)
Herr, ich packe ein recht gerne Und laufe mit in weite Ferne. 155
[Notes: 2: The original is printed in the _Fundgruben_ of Hoffmann von Fallersleben, 1837. The 'Personen' are the three Marys, who go at break of day to anoint the body of the buried Christ. On the way they are taken in by a peripatetic quacksalver who has a cantankerous wife and a scapegrace clerk named Rubin.]
+x.x.xV. REYNARD THE FOX+
A humorous poem, with incidental satire, which enjoyed the favor of all medieval Europe. The earliest German attempt to weave a continuous narrative out of the animal-stories that had previously been current in Latin, and to some extent in French, was that of an Alsatian poet, Heinrich der Glichezare, who wrote about 1180 and drew upon French sources. With the exception of a badly preserved fragment this poem is lost. It was called _Isengrines Not_ and described the pranks played by the cunning fox on the stupid wolf. Half a century later it was worked over by an unknown rimester who changed the t.i.tle to _Reinhart Fuchs_.
This is the High German version from which the first of the selections below is translated. More important in a literary way is the Low German version, of which the earliest print dates from 1498. A specimen of this is given in Simrock's translation.
1
_From the High German 'Reinhart Fuchs,' lines 663 ff: Reynard initiates the wolf as a monk and teaches him to catch fish._
"Gevatter," sprach Herr Isengrin, "Gedenkst du stets als Monch hierin Zu wohnen bis zu deinem Tod?" 665 "Ja wohl," sprach er, "es tut mir not: Du wolltest ohne meine Schuld Mir versagen deine Huld Und nehmen wolltest du mein Leben."
Sprach Isengrin: "Ich will's vergeben, 670 Hast du mir je ein Leid getan, Wenn ich nun mit dir wohnen kann."
"Vergeben? Mir?" sprach da Reinhart, "Mein Leben sei nicht mehr bewahrt, Tat ich je was zu Leide dir. 675 Wusstest du mir Dank dafur, Ich gabe dir zwei Stucke Aal, Den Rest von meinem letzten Mahl."
Herr Isengrin war hoch erfreut.
Er offnete das Maul sehr weit. 680 Und Reinhart warf sie ihm in Mund.
"Ich bliebe immermehr gesund,"
Sprach Isengrin mit blodem Sinne, "War' ich nur einmal Koch da drinne."
Reinhart sprach: "Ist bald getan. 685 Willst du hier Bruderschaft empfahn, So wirst du Meister uber die Braten."
Dem war es recht, wie ihm geraten.
"Das tu' ich," sagte Isengrein.
"Also steck deinen Kopf herein," 690 Sprach Reinhart. Jener war bereit, Und eilig nahte sich sein Leid.
Er tat hinein die Schnauze gross, Und Bruder Reinhart ihn begoss Mit heissem Wa.s.ser, das ist wahr, 695 Und brachte ihn um Haut und Haar.
Isengrin sprach: "Weh tut das mir."
Reinhart sagte: "Wahnet Ihr Den Himmel muhlos zu gewinnen?
Ihr seid doch nicht so ganz von Sinnen? 700 Gern mogt Ihr leiden diese Not, Gevatter, wenn Ihr laget tot: Die Bruderschaft habt Ihr empfahn, Und alle Tage von nun an Habt Ihr an tausend Messen teil, 705 Was sicherlich Euch bringt zum Heil."
Isengrin meint', es ware wahr; Er klagte nicht um Haut und Haar, Die er nun nicht mehr nannte sein.
Er sprach: "Jetzt, Bruder, sind gemein 710 Die ale, die noch drinne sind, Da ich wie du ein Gotteskind.
Wer mir ein Stuck davon versagt, Wird vor dem Abte angeklagt."
Reinhart sprach: "Nie tat' es not; 715 Euch steht das Unsrige zu Gebot In bruderlicher Minn' und Ehr', Doch hier sind keine Fische mehr.
Ich will Euch aber fuhren gleich Zu unserm klosterlichen Teich, 720 In dem so viele Fische gehen, Da.s.s niemand mag sie ubersehen.
Die Bruder taten sie hinein."
"La.s.st uns nur hin," sprach Isengrein; Da gingen sie; gleich ohne Zorn, 725 Der Teich war aber uberfrorn.
Sie begannen nachzuschauen; Es war ein Loch im Eis gehauen, Wo man sich Wa.s.ser herausnahm, Was Isengrin zu Schaden kam. 730 Sein Bruder trug ihm grossen Ha.s.s Und einen Eimer nicht verga.s.s; Reinhart war froh, als er ihn fand Und an den Schwanz dem Bruder band.
Da sprach Herr Isengrein: 735 "In nomine patris! Was soll das sein?"
"Senkt hier den Eimer," Reinhart sprach, "Und wartet ruhig und gemach Indem ich treibe sie hierher; Nicht lange bleibt Ihr magenleer, 740 Weil ich sie sehen kann durchs Eis."
Herr Isengrin war nicht sehr weis'.
Er sprach: "Sagt mir in Bruderminne, Gibt es denn wirklich Fisch' hierinne?"
"Ja Tausende hab' ich gesehn." 745 "Wohl denn, es kann uns Gluck geschehn."
Isengrin hatte dummen Sinn; Bald fror der Schwanz ihm fest darin.
Die Nacht ward schrecklich kalt am Ort, Doch Reinhart schwieg nur immerfort. 750 Herr Isengrin fror mehr und mehr; Er sprach: "Der Eimer wird mir schwer."
"Ich zahle drin, bei meiner Ehr', Der ale dreissig," sprach Reinhart; "Dies wird uns eine nutze Fahrt. 755 Steht nur noch wenig Zeit in Ruh', Es kommen hundert noch dazu."
Nachher, als es begann zu tagen, Sprach Reinhart: "Leider muss ich sagen, Mir bangt des grossen Reichtums wegen. 760 Ich bin in hohem Grad verlegen, Weil so viel Fische uns gegonnt, Da.s.s Ihr sie gar nicht heben konnt.
Versucht's doch, ob es Euch gelingt, Da.s.s Ihr heraus den Eimer bringt." 765 Herr Isengrin fing an zu ziehen, Doch all umsonst war sein Bemuhen; Den Eimer musst' er la.s.sen stehen.
Reinhart sprach: "Ich will jetzt gehen Zu den Brudern, da.s.s sie kommen; 770 Es soll der Fang uns allen frommen."
Bald kam herauf die h.e.l.le Sonn', Und Reinhart machte sich davon.
2
_From the Low German 'Reinke de Vos,' Book 2: Reinke under the Pope's ban; Martin the Ape offers to a.s.sist him._
Als Martin der Affe das vernommen, Reinke wolle zu Hofe kommen, Zu reisen gedacht' er just nach Rom.
Er ging ihm entgegen und sprach: "Lieber Ohm, Fa.s.st Euch ein Herz und frischen Mut." 5 Den Stand seiner Sache kannt' er gut, Doch frug er nach ein und anderm Stuck.
Reineke sprach: "Mir ist das Gluck In diesen Tagen sehr zuwider.
Gegen mich klagen und zeugen wieder 10 Etliche Diebe, wer es auch sei, Das Kaninchen ist und die Krahe dabei.
Der eine hat sein Weib verloren, Der andre die Halfte von seinen Ohren.
Konnt' ich selber vor den Konig kommen, 15 So sollt' es beiden wenig frommen.
Was mir am meisten schaden kann, Ist dies: Ich bin in des Papstes Bann.
Der Probst hat in der Sache Macht, Aus dem der Konig selber viel macht. 20 Warum man in den Bann mich tat, Ist, weil ich Isegrim gab den Rat, Da er ein Klausner war geworden, Da.s.s er weglief' aus dem Orden, In den er bei Clemar sich begeben. 25 Er schwur, er konne nicht mehr leben In solch hartem, strengem Wesen, So lang zu fasten, so viel zu lesen.
Ich half ihm weg; das reut mich jetzt, Zumal er mich zum Dank verschwatzt: 30 Er feindet mich beim Konig an Und tut mir Schaden, wo er kann.
Geh' ich nach Rom, so setz' ich furwahr Weib und Kinder in grosse Gefahr, Denn Isegrim wird es nicht la.s.sen, 35 Ihnen nachzustellen und aufzupa.s.sen Mit andern, die mir zu schaden trachten Und schon manches wider mich erdachten.
Wurd' ich nur aus dem Bann gelost, So war' mir Mut ins Herz geflosst; 40 Ich konnte getrost mit besserm Gemache Sprechen fur meine eigne Sache."
Martin sprach: "Reineke, lieber Ohm, Ich bin eben auf dem Weg nach Rom; Da will ich Euch helfen mit schonen Stucken, 45 Ich leide nicht, da.s.s sie Euch unterdrucken.
Als Schreiber des Bischofs, konnt Ihr denken, Versteh' ich was von solchen Ranken.
Ich will den Probst nach Rom citieren Und will so gegen ihn pladiren; 50 Seht, Ohm, ich schaff' Euch Excusation Und bring' Euch endlich Absolution, Und wenn der Probst sich vor arger hinge.
Ich kenn' in Rom den Lauf der Dinge, Und was zu tun ist, weiss ich schon. 55 Da ist auch mein Oheim Simon, Der sehr machtig ist und hochgestellt Und jedem gerne hilft furs Geld.
Herr Schalkefund steht auch da hoch, Dr. Greifzu und andre noch, 60 Herr Wendemantel und Herr Losefund, Die sind da all mit uns im Bund.
Ich habe Geld voraus gesandt, Mit Geld wird man am besten bekannt.
Ja, Quark, man spricht wohl von Citieren; 65 Sie wollen nur, man soll spendieren.
War' eine Sache noch so krumm, Man biegt mit Geld sie um und um.
Wer Geld bringt, mag sich Gnade kaufen; Wer das nicht hat, den la.s.st man laufen. 70 Seht, Ohm, seid ruhig um den Bann, Ich nehme mich der Sachen an Und bring' Euch frei, Ihr habt mein Wort.
An anthology of German literature Part 34
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An anthology of German literature Part 34 summary
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