An anthology of German literature Part 72

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Oder verlangt dein ermudeter Leib nach seiner Erquickung?

Soll ich zu deinem unsterblichen Haupt ein Lager bereiten?

Siehe, schon streckt der Sprossling der Ceder den grunenden Arm aus, 65 Und die weiche Staude des Balsams. Am Grabe der Seher Wachst dort unten ruhiges Moos in der kuhlenden Erde.

Soll ich davon, o Gottlicher, dir ein Lager bereiten?

Ach, wie bist du, Erloser, ermudet! Wie viel ertragst du Hier auf der Erd', aus inniger Liebe zu Adams Geschlechte! 70 Gabriel sagt's. Der Mittler belohnt ihn mit segnenden Blicken, Steht voll Ernst auf der Hohe des Bergs am naheren Himmel.

Dort war Gott. Dort betet' er. Unter ihm tonte die Erde, Und ein wandelndes[3] Jauchzen durchdrang die Pforten des Abgrunds,[4]

Als sie von ihm tief unten die machtige Stimme vernahmen. 75 Denn sie war es nicht mehr des Fluches Stimme, die Stimme Angekundet in Sturm, und in donnerndem Wetter gesprochen, Welche die Erde vernahm. Sie horte des Segnenden Rede, Der mit unsterblicher Schone sie einst zu verneuen beschlossen.

Ringsum lagen die Hugel in lieblicher Abenddammerung, 80 Gleich als bluhten sie wieder, nach Edens Bilde geschaffen.

Jesus redete. Er, und der Vater durchschauten den Inhalt Granzlos: diess nur vermag des Menschen Stimme zu sagen: Gottlicher Vater, die Tage des Heils, und des ewigen Bundes Nahen sich mir, die Tage zu grosseren Werken erkoren, 85 Als die Schopfung, die du mit deinem Sohne vollbrachtest.

Sie verklaren sich mir so schon und herrlich, als damals, Da wir der Zeiten Reih' durchschauten, die Tage der Zukunft, Durch mein gottliches Schaun, bezeichnet, und glanzender sahen.

Dir nur ist es bekannt, mit was vor Einmut wir damals, 90 Du, mein Vater, und ich und der Geist die Erlosung beschlossen.

In der Stille der Ewigkeit, einsam und ohne Geschopfe, Waren wir bei einander. Voll unsrer gottlichen Liebe, Sahen wir auf die Menschen, die noch nicht waren, herunter.

Edens selige Kinder, ach unsre Geschopfe, wie elend 95 Waren sie, sonst unsterblich, nun Staub und entstellt von der Sunde!

Vater, ich sah ihr Elend, du meine Tranen. Da sprachst du: La.s.set der Gottheit Bild in dem Menschen von neuem uns schaffen!

Also beschlossen wir unser Geheimnis, das Blut der Versohnung, Und die Schopfung der Menschen verneut zu dem ewigen Bilde! 100 Hier erkor ich mich selbst, die gottliche Tat zu vollenden.

Ewiger Vater, das weisst du, das wissen die Himmel, wie innig Mich seit diesem Entschluss nach meiner Erniedrung verlangte!

Erde, wie oft warst du, in deiner niedrigen Ferne, Mein erwahltes, geliebteres Augenmerk! Und o Kanan, 105 Heiliges Land, wie oft hing unverwendet mein Auge An dem Hugel, den ich von des Bundes Blute schon voll sah!

Und wie bebt mir mein Herz von sussen, wallenden Freuden, Da.s.s ich so lange schon Mensch bin, da.s.s schon so viele Gerechte Sich mir sammeln, und nun bald alle Geschlechte der Menschen 110 Mir sich heiligen werden! Hier lieg' ich, gottlicher Vater, Noch nach deinem Bilde geschmuckt mit den Zugen der Menschheit, Betend vor dir: bald aber, ach bald wird dein totend Gericht mich Blutig entstellen, und unter den Staub der Toten begraben.

Schon, o Richter der Welt, schon hor' ich fern dich, und einsam 115 Kommen und unerbittlich in deinen Himmeln dahergehn.

Schon durchdringt mich ein Schauer dem ganzen Geistergeschlechte Unempfindbar, und wenn du sie auch mit dem Zorne der Gottheit Totetest, unempfindbar! Ich seh' den nachtlichen Garten Schon vor mir liegen, sinke vor dir in niedrigen Staub hin, 120 Lieg', und bet', und winde mich, Vater, in Todesschweisse.

Siehe, da bin ich, mein Vater. Ich will des Allmachtigen Zurnen, Deine Gerichte will ich mit tiefem Gehorsam ertragen.

Du bist ewig! Kein endlicher Geist hat das Zurnen der Gottheit, Keiner je, den Unendlichen totend mit ewigem Tode, 125 Ganz gedacht, und keiner empfunden. Gott nur vermochte Gott zu versohnen. Erhebe dich, Richter der Welt! Hier bin ich!

Tote mich, nimm mein ewiges Opfer zu deiner Versohnung.

Noch bin ich frei, noch kann ich dich bitten; so tut sich der Himmel Mit Myriaden von Seraphim auf, und fuhret mich jauchzend, 130 Vater, zuruck in Triumph zu deinem erhabenen Trone!

Aber ich will leiden, was keine Seraphim fa.s.sen, Was kein denkender Cherub in tiefen Betrachtungen einsieht; Ich will leiden, den furchtbarsten Tod ich Ewiger leiden.

Weiter sagt' er, und sprach: Ich hebe gen Himmel mein Haupt auf, 135 Meine Hand in die Wolken, und schwore bei dir und mir selber, Der ich Gott bin, wie du: Ich will die Menschen erlosen.

[Notes: 1: Lines 24 ff. Klopstock here follows John xii, making Jesus 'hide himself' from the palm-strewing people before entering the city gate.

2: _Sauseln_; the 'still small voice' of I Kings xix, 12.

3: _Wandelndes_ = _fortwandelndes_, 'continuing.'

4: _Abgrunds_; the 'pit' of h.e.l.l, where the imprisoned fathers are waiting to be released.]

+2+

+Wingolf[5]: The eighth song.+

Komm, goldne Zeit, die selten zu Sterblichen Heruntersteiget, la.s.s dich erflehn, und komm Zu uns, wo dir es schon im Haine Weht, und herab von dem Quell schon tonet!

Gedankenvoller, tief in Entzuckungen Verloren, schwebt bei dir die Natur. Sie hat's Getan! hat Seelen, die sich fuhlen, Fliegen den Geniusflug, gebildet.

Natur, dich hort' ich im Unermesslichen Herwandeln, wie, mit Spharengesangeston, Argo, von Dichtern nur vernommen, Strahlend im Meere der Lufte wandelt.

Aus allen goldnen Zeiten begleiten dich, Natur, die Dichter! Dichter des Altertums!

Der spaten Nachwelt Dichter! Segnend Sehn sie ihr heilig Geschlecht hervorgehn.

[Notes: 5: The entire ode, dating from 1747 and consisting of eight 'songs' in Alcaic meter, was at first ent.i.tled _An des Dichters Freunde_. Wingolf, as it was finally called, is the Norse Gimle, the abode of the blest after Ragnarok. The seven preceding songs extol the various friends who, united in a new Bardenhain, are to usher in a new Golden Age.]

+3+

+An f.a.n.n.y.+[6]

Wenn einst ich tot bin, wenn mein Gebein zu Staub Ist eingesunken, wenn du, mein Auge, nun Lang uber meines Lebens Schicksal, Brechend im Tode nun ausgeweint hast,

Und stillanbetend da, wo die Zukunft ist, 5 Nicht mehr hinaufblickst, wenn mein ersungner Ruhm, Die Frucht von meiner Junglingstrane,[7]

Und von der Liebe zu dir, Messias,

Nun auch verweht ist, oder von wenigen In jene Welt hinuber gerettet ward; 10 Wenn du alsdann auch, meine f.a.n.n.y, Lange schon tot bist, und deines Auges

Stillheitres Lacheln, und sein beseelter Blick Auch ist verloschen, wenn du, vom Volke nicht Bemerket, deines ganzen Lebens 15 Edlere Taten nunmehr getan hast,

Des Nachruhms werter als ein unsterblich Lied, Ach, wenn du dann auch einen begluckteren[8]

Als mich geliebt hast, la.s.s den Stolz mir, Einen begluckteren, doch nicht edleren! 20

Dann wird ein Tag sein, den werd' ich auferstehn!

Dann wird ein Tag sein, den wirst du auferstehn!

Dann trennt kein Schicksal mehr die Seelen, Die du einander, Natur, bestimmtest.

Dann wagt, die Wagschal' in der gehobnen Hand, 25 Gott Gluck und Tugend gegen einander gleich; Was in der Dinge Lauf jetzt missklingt, Tonet in ewigen Harmonien!

Wenn dann du dastehst jugendlich auferweckt, Dann eil' ich zu dir! saume nicht, bis mich erst 30 Ein Seraph bei der Rechten fa.s.se, Und mich, Unsterbliche, zu dir fuhre.

Dann soll dein Bruder, innig von mir umarmt, Zu dir auch eilen! dann will ich tranenvoll, Voll froher Tranen jenes Lebens 35 Neben dir stehn, dich mit Namen nennen,

Und dich umarmen! Dann, o Unsterblichkeit, Gehorst du ganz uns! Kommt, die das Lied nicht singt, Kommt unaussprechlich susse Freuden!

So unaussprechlich, als jetzt mein Schmerz ist. 40

Rinn, unterdes, o Leben! Sie kommt gewiss, Die Stunde, die uns nach der Zypresse ruft.

Ihr andern, seid der schwermutsvollen Liebe geweiht, und umwolkt und dunkel!

[Notes: 6: The ode dates from 1748. f.a.n.n.y Schmidt was a young woman whose indifference to Klopstock's devotion threw him back on the hope of a union in heaven.

7: _Junglingstrane_; tears of high poetic aspiration.

8: _Begluckteren_, 'more blest' with this world's goods.]

+4+

+Hermann und Thusnelda.+

Ha, dort kommt er mit Schweiss, mit Romerblute,[9]

Mit dem Staube der Schlacht bedeckt! So schon war Hermann niemals! So hat's ihm Nie von dem Auge geflammt!

Komm, ich bebe vor l.u.s.t! reich mir den Adler 5 Und das triefende Schwert! Komm, atm', und ruh' hier Aus in meiner Umarmung, Von der zu schrecklichen Schlacht!

Ruh' hier, da.s.s ich den Schweiss der Stirn abtrockne, Und der w.a.n.ge das Blut! Wie gluht die w.a.n.ge! 10 Hermann! Hermann! So hat dich Niemals Thusnelda geliebt!

Selbst nicht, da du zuerst im Eichenschatten Mit dem braunlichen Arm mich wilder fa.s.stest!

Fliehend blieb ich, und sah dir 15 Schon die Unsterblichkeit an,

An anthology of German literature Part 72

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