An anthology of German literature Part 73
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Die nun dein ist! Erzahlt's in allen Hainen, Da.s.s Augustus nun bang mit seinen Gottern Nektar trinket! Da.s.s Hermann, Hermann unsterblicher ist! 20
"Warum lockst du mein Haar? Liegt nicht der stumme Tote Vater vor uns? O hatt' Augustus Seine Heere gefuhrt, er Lage noch blutiger da."
La.s.s dein sinkendes Haar mich, Hermann, heben, 25 Da.s.s es uber dem Kranz in Locken drohe!
Siegmar ist bei den Gottern!
Folg' du, und wein' ihm nicht nach!
[Notes: 9: Thusnelda greets her husband on his return from the victory over the Roman legions under Quinctilius Varus in the Teutoburg Wood.]
+LXXI. CHRISTOPH MARTIN WIELAND+
1733-1813. Wieland's great service is to have set forth the cultural problems and tendencies of the Age of Reason in an attractive literary form. His most important imaginative works are prose tales and narrative poems having a Greek, a medieval, or an Oriental setting, but dealing in reality with living issues of his own day. His _Agathon_ (1766-1794) marks the beginning of the German _Bildungsroman_. He had much in common with the Gallic genius and was widely read in French translations--the first German to attain that distinction. During the last quarter of the 18th century he was the most popular and influential of German writers.
1
_From 'Musarion,' lines 1385-1446; The happy estate of the converted Phanias._[1]
Der schonste Tag folgt dieser schonen Nacht. 1385 Mit jedem folgenden find't jedes sich begluckter, Indem es sich im andern glucklich macht.
Durch uberstandne Not geschickter Zum weiseren Gebrauch, zum reizendern Genuss Des Glucks, das, sich mit ihm so unverhofft versohnte, 1390 Gleich fern von Durftigkeit und stolzem uberfluss; Gluckselig, weil er's war, nicht weil die Welt es wahnte, Bringt Phanias in neidenswerter Ruh Ein unbeneidet Leben zu, In Freuden, die der unverfalschte Stempel 1395 Der Unschuld und Natur zu echten Freuden pragt.
Der burgerliche Sturm, der stets Athen bewegt, Trifft seine Hutte nicht--den Tempel Der Grazien, seitdem Musarion sie ziert.
Bescheidne Gunst, durch ihren Witz geleitet, 1400 Gibt der Natur, so weit sein Landgut sich verbreitet, Den stillen Reiz, der ohne Schimmer ruhrt.
Ein Garten, den mit Zephyrn und mit Floren Pomona sich zum Aufenthalt erkoren; Ein Hain, worin sich Amor gern verliert, 1405 Wo ernstes Denken oft mit leichtem Scherz sich gattet; Ein kleiner Bach, von Ulmen uberschattet, An dem der Mittagsschlaf uns ungesucht beschleicht;-- Im Garten eine Sommerlaube, Wo, zu der Freundin Kuss, der Saft der Purpurtraube, 1410 Den Thasos schickt, ihm wahrer Nektar deucht; Ein Nachbar, der Horazens Nachbarn gleicht, Gesundes Blut, ein unbewolkt Gehirne, Ein ruhig Herz und eine heitre Stirne-- Wie vieles macht ihn reich!--denkt noch Musarion 1415 Hinzu, und sagt, was kann zum frohen Leben Der Gotter Gunst ihm mehr und Bessers geben?
Die Weisheit nur, den ganzen Wert davon Zu fuhlen, immer ihn zu fuhlen, Und, seines Gluckes froh, kein andres zu erzielen; 1420 Auch diese gab sie ihm. Sein Mentor war Kein Cyniker mit ungekammtem Haar, Kein runzlichter Cleanth,[2] der, wenn die Flasche blinkt, Wie Zeno spricht und wie Silenus trinkt; Die Liebe war's--wer lehrt so gut wie sie? 1425 Auch lernt' er gern, und schnell, und sonder Muh, Die reizende Philosophie, Die, was Natur und Schicksal uns gewahrt, Vergnugt geniesst, und gern den Rest entbehrt; Die Dinge dieser Welt gern von der schonen Seite 1430 Betrachtet; dem Geschick sich unterwurfig macht; Nicht wissen will, was alles das bedeute, Was Zeus aus Huld in ratselhafte Nacht Vor uns verbarg, und auf die guten Leute Der Unterwelt, so sehr sie Toren sind, 1435 Nie bose wird, nur lacherlich sie find't Und sich dazu--sie drum nicht minder liebet; Den irrenden bedaurt, und nur den Gleisner flieht; Nicht stets von Tugend spricht, noch, von ihr sprechend, gluht, Doch ohne Sold und aus Geschmack sie ubet; 1440 Und, glucklich oder nicht, die Welt Fur kein Elysium, fur keine Holle halt, Nie so verderbt, als sie der Sittenrichter Von seinem Tron--im sechsten Stockwerk--sieht, So l.u.s.tig nie als jugendliche Dichter 1445 Sie malen, wenn ihr Hirn von Wein und Phyllis gluht.
[Notes: 1: Phanias is at first a crabbed misanthrope. The lovely Musarion takes him in hand and teaches him her art of love as a philosophy of the Graces.
2: The Stoic Cleanthes is one of the characters of the poem.]
2
_From 'Agathon,' Book 16, Chapter 3: The Philosophy of the sage Archytas._[3]
Je mehr ich diesen grossen, alles umfa.s.senden Gedanken[4] durchzudenken strebe, je volliger fuhle ich mich uberzeugt, da.s.s sich die ganze Kraft meines Geistes in ihm erschopft, da.s.s er alle seine wesentlichen Triebe befriedigt, da.s.s ich mit aller moglichen Anstrengung nichts Hoheres, Besseres, Vollkommeneres denken kann, und--da.s.s eben dies der starkste Beweis seiner Wahrheit ist. Von dem Augenblick an, da mir dieser gottlichste aller Gedanken, in der ganzen Klarheit, womit er meine Seele durchstrahlt, so gewiss erscheint, als ich mir selbst meiner vernunftigen Natur bewusst bin, fuhle ich, da.s.s ich mehr als ein sterbliches Erdenwesen, unendlich mehr als der blosse Tiermensch bin, der ich ausserlich scheine; fuhle, da.s.s ich durch unauflosliche Bande mit allen Wesen zusammenhange, und da.s.s die Tatigkeit meines Geistes, anstatt in die traumahnliche Dauer eines halb tierischen Lebens eingeschrankt zu sein, fur eine ewige Reihe immer hoherer Auftritte, immer reinerer Enthullungen, immer kraftvollerer, weiter granzender Anwendungen eben dieser Vernunft bestimmt ist, die mich schon in diesem Erdenleben zum edelsten aller sichtbaren Wesen macht.
Von diesem Augenblick an fuhle ich, da.s.s der Geist allein mein wahres Ich sein kann, da.s.s nur seine Geschafte, sein Wohlstand, seine Gluckseligkeit, die meinigen sind; da.s.s es Unsinn ware, wenn er einen Korper, der ihm bloss als Organ zur Entwicklung und Anwendung seiner Kraft und zu Vermittlung seiner Gemeinschaft und Verbindung mit den ubrigen Wesen zugegeben ist, als einen wirklichen Teil seiner selbst betrachten, und das Tier, das ihm dienen soll, als seinesgleichen behandeln wollte; aber mehr als Unsinn, Verbrechen gegen das heiligste aller Naturgesetze, wenn er ihm die Herrschaft uber sich einraumen, oder sich in ein schnodes Bundnis gegen sich selbst mit ihm einla.s.sen, eine Art von Centaur aus sich machen, und die Dienste, die ihm das Tier zu leisten genotigt ist, durch seiner selbst unwurdige Gegendienste erwiedern wollte.
Von diesem Augenblick an, da mein Rang in der Schopfung, die Wurde eines Burgers der Stadt Gottes, die mich zum Genossen einer hohern Ordnung der Dinge macht, entschieden ist, geh.o.r.e ich nicht mir selbst, nicht einer Familie, nicht einer besondern Burgergesellschaft, nicht einer einzelnen Gattung, noch dem Erdschollen, den ich mein Vaterland nenne, ausschliesslich an: ich geh.o.r.e mit allen meinen Kraften dem grossen Ganzen an, worin mir mein Platz, meine Bestimmung, meine Pflicht, von dem einzigen Oberherrn, den ich uber mir erkennen darf, angewiesen ist.
Aber eben darum, und nur darum, weil in diesem Erdenleben mein Vaterland der mir unmittelbar angewiesene Posten, meine Hausgenossen, Mitburger, Mitmenschen, diejenigen sind, auf welche sich meine Tatigkeit sich zunachst beziehen soll, erkenne ich mich verbunden, alles mir Mogliche zu ihrem Besten zu tun und zu leiden, sofern keine hohere Pflicht dadurch verletzt wird. Denn von diesem Augenblick an sind Wahrheit, Gerechtigkeit, Ordnung, Harmonie und Vollkommenheit, ohne eigennutzige Rucksicht auf mich selbst, die hochsten Gegenstande meiner Liebe; ist das Bestreben, diese reinsten Ausstrahlungen der Gottheit in mir zu sammeln und ausser mir zu verbreiten, mein letzter Zweck, die Regel aller meiner Handlungen, die Norm aller Gesetze, zu deren Befolgung ich mich verbindlich machen darf. Mein Vaterland hat alles von mir zu fordern, was dieser hochsten Pflicht nicht widerspricht: aber sobald sein vermeintes Interesse eine ungerechte Handlung von mir forderte, so horten fur diesen Moment alle seine Anspruche an mich auf, und wenn Verl.u.s.t meiner Guter, Verbannung und der Tod selbst auf meiner Weigerung stande, so ware Armut, Verbannung und Tod der beste Teil, den ich wahlen konnte.
Kurz, Agathon, von dem Augenblick an, da jener grosse Gedanke von meinem Innern Besitz genommen hat und die Seele aller meiner Triebe, Entschliessungen und Handlungen geworden ist, verschwindet auf immer jede Vorstellung, jede Begierde, jede Leidenschaft, die mein Ich von dem Ganzen, dem es angehort, trennen, meinen Vorteil isolieren, meine Pflicht meinem Nutzen oder Vergnugen unterordnen will. Nun ist mir keine Tugend zu schwer, kein Opfer, das ich ihr bringe, zu teuer, kein Leiden um ihrentwillen unertraglich. Ich scheine, wie du sagtest, mehr als ein gewohnlicher Mensch; und doch besteht mein ganzes Geheimnis bloss darin, da.s.s ich diesen Gedanken meines gottlichen Ursprungs, meiner bohen Bestimmung, und meines unmittelbaren Zusammenhangs mit der unsichtbaren Welt und dem allgemeinen Geist, immer in mir gegenwartig, h.e.l.l und lebendig zu erhalten gesucht habe, und da.s.s er durch die Lange der Zeit zu einem immerwahrenden leisen Gefuhl geworden ist. Fuhle ich auch (wie es kaum anders moglich ist) zuweilen das Los der Menschheit, den Druck der irdischen Last, die an den Schwingen unseres Geistes hangt, verdustert sich mein Sinn, ermattet meine Kraft,--so bedarf es nur einiger Augenblicke, worin ich den schlummernden Gedanken der innigen Gegenwart, womit die alles erfullende Urkraft auch mein innerstes Wesen umfa.s.st und durchdringt, wieder in mir erwecke, und es wird mir, als ob ein Lebensgeist mich anwehe, der die Flamme des meinigen wieder anfacht, wieder Licht durch meinen Geist, Warme durch mein Herz verbreitet, und mich wieder stark zu allem macht, was mir zu tun oder zu leiden auferlegt ist.
Und ein System von Ideen, dessen Glaube diese Wirkung tut, sollte noch eines andern Beweises seiner Wahrheit bedurfen als seine blosse Darstellung? Ein Glaube, der die Vernunft so vollig befriedigt, der mir sogar durch sie selbst aufgedrungen wird, und dem ich nicht entsagen kann ohne meiner Vernunft zu entsagen; ein Glaube, der mich auf dem geradesten Wege zur grossten sittlichen Gute und zum reinsten Genuss meines Daseins fuhrt, die in diesem Erdenleben moglich sind; ein Glaube, der, sobald er allgemein wurde, die Quellen aller sittlichen ubel verstopfen, und den schonen Dichtertraum vom goldnen Alter in seiner hochsten Vollkommenheit realisieren wurde;--ein solcher Glaube beweiset sich selbst, Agathon! und wir konnen alle seine Gegner getrost auffordern, einen vernunftma.s.sigern und der menschlichen Natur zutraglichern aufzustellen. Wirf einen Blick auf das, was die Menschheit ohne ihn ist,--was sie ware, wenn sich nicht in den Gesetzgebungen, Religionen, Mysterien und Schulen der Weisen immer einige Strahlen und Funken von ihm unter den Volkern erhalten hatten,--und was sie werden konnte, werden musste, wenn er jemals herrschend wurde,--was sie schon allein durch blosse stufenweise Annaherung gegen dieses vielleicht nie erreichbare Ziel werden wird: und alle Zweifel, alle Einwendungen, die der Unglaube der Sinnlichkeit und die Sophisterei der Dialektik gegen ihn aufbringen konnen, werden dich so wenig in deiner uberzeugung storen, als ein Sonnenstaubchen eine vom ubergewicht eines Centners niedergedruckte Wagschale steigen machen kann.
Ich kenne nur einen einzigen Einwurf gegen ihn, der beim ersten Anblick einige Scheinbarkeit hat; den namlich, da.s.s er zu erhaben fur den grossen Haufen, zu rein und vollkommen fur den Zustand sei, zu welchem das Schicksal die Menschen auf dieser Erde verurteilt habe. Aber, wenn es nur zu wahr ist, da.s.s der grosste Teil unsrer Bruder sich in einem Zustande von Rohheit, Unwissenheit, Mangel an Ausbildung, Unterdruckung und Sklaverei befindet, der sie zu einer Art von Tierheit zu verdammen scheint, worin dringende Sorgen fur die blosse Erhaltung des animalischen Lebens den Geist niederdrucken und ihn nicht zum Bewusstsein seiner eignen Wurde und Rechte kommen la.s.sen: wer darf es wagen, die Schuld dieser Herabwurdigung der Menschheit auf das Schicksal zu legen? Liegt sie nicht offenbar an denen, die aus hochst straflichen Bewegursachen alle nur ersinnlichen Mittel anwenden, sie so lange als moglich in diesem Zustande von Tierheit zu erhalten? --Doch, diese Betrachtung wurde uns jetzt zu weit fuhren! --Genug, wir, mein lieber Agathon, wir kennen unsre Pflicht: nie werden wir, wenn Macht in unsre Hande gegeben wird, unsre Macht anders als zum moglichsten Besten unsrer Bruder gebrauchen; und wenn wir auch sonst nichts vermogen, so werden wir ihnen, so viel an uns ist, zu jenem 'Kenne dich selbst' behilflich zu sein suchen, welches sie unmittelbar zu dem einzigen Mittel fuhrt, wodurch den ubeln der Menschheit grundlich geholfen werden kann.
Freilich ist dies nur stufenweise, nur durch allmahliche Verbreitung des Lichtes, worin wir unsre wahre Natur und Bestimmung erkennen, moglich: aber auch bei der langsamsten Zunahme desselben, wofern es nur zunimmt, wird es endlich h.e.l.ler Tag werden; denn so lange die Unmoglichkeit einer stufenweise wachsenden Vervollkommnung aller geistigen Wesen unerweislich bleiben wird, konnen wir jenen trostlosen Zirkel, worin sich das Menschengeschlecht, nach der Meinung einiger Halbweisen, ewig herumdrehen soll, zuversichtlich fur eine Chimare halten. Bei einer solchen Meinung mag wohl die Tragheit einzelner sinnlicher Menschen ihre Rechnung finden: aber sie ist weder dem Menschen im ganzen zutraglich, noch mit dem Begriffe, den die Vernunft sich von der Natur des Geistes macht, noch mit dem Plane des Weltalls vereinbar, den wir uns, als das Werk der hochsten Weisheit und Gute, schlechterdings in der hochsten Vollkommenheit, die wir mit unsrer Denkkraft erreichen konnen, vorzustellen schuldig sind; und dies um so mehr, da wir nicht zweifeln durfen, da.s.s die undurchbrechbaren Schranken unsrer Natur, auch bei der hochsten Anstrengung unsrer Kraft, uns immer unendlich weit unter der wirklichen Vollkommenheit dieses Plans und seiner Ausfuhrung zuruckbleiben la.s.sen.
Auch der Einwurf, da.s.s der Glaube einer Verknupfung unsers Geistes mit der unsichtbaren Welt und dem allgemeinen System der Dinge gar zu leicht die Ursache einer der gefahrlichsten Krankheiten des menschlichen Gemutes, der religiosen und damonistischen Schwarmerei, werden konne, ist von keiner Erheblichkeit. Denn es hangt ja bloss von uns selbst ab, dem Hange zum Wunderbaren die Vernunft zur Grenze zu setzen, Spielen der Phantasie und Gefuhlen des Augenblicks keinen zu hohen Wert beizulegen, und die Bilder, unter welchen die alten Dichter der Morgenlander ihre Ahnungen vom Unsichtbaren und Zukunftigen sich und andern zu versinnlichen gesucht haben, fur nichts mehr als das, was sie sind, fur Bilder ubersinnlicher und also unbildlicher Dinge anzusehen.
Verschiedenes in der Orphischen Theologie, und das Meiste, was in den Mysterien geoffenbaret wird, scheint aus dieser Quelle geflossen zu sein. Diese lieblichen Traume der Phantasie sind dem kindischen Alter der Menschheit angemessen, und die Morgenlander scheinen auch hierin, wie in allem ubrigen, immer Kinder bleiben zu wollen. Aber uns, deren Geisteskrafte unter einem gema.s.sigtern Himmel und unter dem Einfluss der burgerlichen Freiheit entwickelt, und durch keine Hieroglyphen, heilige Bucher und vorgeschriebene Glaubensformeln gefesselt werden,--uns, denen erlaubt ist, auch die ehrwurdigsten Fabeln des Altertums fur--Fabeln zu halten, liegt es ob, unsre Begriffe immer mehr zu reinigen, und uberhaupt von allem, was ausserhalb des Kreises unsrer Sinne liegt, nicht mehr wissen zu wollen, als was die Vernunft selbst davon zu glauben lehrt, und als fur unser moralisches Bedurfnis zureicht.
Die Schwarmerei, die sich im Schatten einer unbeschaftigten Einsamkeit mit sinnlich-geistigen Phanomenen und Gefuhlen nahrt, la.s.st sich freilich an einer so frugalen Bekostigung nicht genugen; sie mochte sich uber die Grenzen der Natur wegschwingen, sich durch uberspannung ihres innern Sinnes schon in diesem Leben in einen Zustand versetzen konnen, der uns vielleicht in einem andern bevorsteht; sie nimmt Traume fur Erscheinungen, Schattenbilder fur Wesen, Wunsche einer gluhenden Phantasie fur Genuss; gewohnt ihr Auge an ein magisches h.e.l.ldunkel, worin ihm das volle Licht der Vernunft nach und nach unertraglich wird, und berauscht sich in sussen Gefuhlen und Ahnungen, die ihr den wahren Zweck des Lebens aus den Augen rucken, die Tatigkeit des Geistes einschlafern, und das unbewachte Herz wehrlos jedem unvermuteten Anfall auf seine Unschuld preisgeben. Gegen diese Krankheit der Seele ist Erfullung unsrer Pflichten im burgerlichen und hauslichen Leben das sicherste Verwahrungsmittel; denn innerhalb dieser Schranken ist die Laufbahn eingeschlossen, die uns hienieden angewiesen ist, und es ist blosse Selbsttauschung, wenn jemand sich berufen glaubt, eine Ausnahme von diesem allgemeinen Gesetze zu sein.
[Notes: 3: Agathon is a Greek of the 4th century B.C. Brought up amid the religious influences of Delphi, he becomes an idealist and a dreamer of fine dreams. He goes to Athens, takes part in politics, is banished and sold into slavery. At Smyrna he is bought by the sophist Hippias, who tries to convert him to a sensualistic philosophy. He falls in love with the beautiful hetaera Danae, but on learning the story of her other loves, he leaves Smyrna in disgust and goes to Syracuse, where he has divers adventures at the court of the tyrant Dionysius. At last, finding his way to Tarentum, he makes the acquaintance of the sage Archytas, who expounds to him the true philosophy.
4: The 'great thought' is that the human mind is connected with the invisible world and with the general system of things.]
+LXXII. GOTTHOLD EPHRAIM LESSING+
1729-1781. The earliest writings of Lessing, consisting of songs, anacreontic verses, epigrams, fables, and prose comedies, belong to an era that was pa.s.sing. His more significant imaginative work begins with _Miss Sara Sampson_ (1755), the first German tragedy of middle-cla.s.s life. His three most famous plays, _Minna von Barnhelm_ (1766), _Emilia Galotti_ (1772), and _Nathan the Wise_ (1779), are well-known cla.s.sics, and as such are not included in the scheme of this book. In the field of criticism his most important works are the _Letters on Literature_ (1759-1765), which set a new standard of critical plain-speaking; the _Laokoon_ (1766), which undertook to delimit the provinces of poetry and of plastic art; the _Hamburg Dramaturgy_ (1767-1769), which a.s.sailed the prestige of the French cla.s.sical tragedy, and the _Anti-Goeze_ (1778), a notable defense of what is now called the higher criticism. He exerted an immense influence in liberating Germany from the trammels of outworn convention.
+1+
+Grabschrift auf Voltaire.+
Hier liegt--wenn man euch glauben wollte, Ihr frommen Herrn!--der langst hier liegen sollte.
Der liebe Gott verzeih aus Gnade Ihm seine Henriade Und seine Trauerspiele Und seiner Verschen viele; Denn, was er sonst ans Licht gebracht, Das hat er ziemlich gut gemacht.
+2+
+Der Tod.+
Gestern, Bruder, konnt ihr's glauben?
Gestern bei dem Saft der Trauben (Bildet euch mein Schrecken ein!) Kam der Tod zu mir herein.
Drohend schw.a.n.g er seine Hippe, 5 Drohend sprach das Furchtgerippe: Fort, du teurer Bacchusknecht!
Fort, du hast genug gezecht!
Lieber Tod, sprach ich mit Tranen, Solltest du nach mir dich sehnen? 10 Sieh, da stehet Wein fur dich!
Lieber Tod, verschone mich!
Lachelnd greift er nach dem Glase, Lachelnd macht er's auf der Base.
Auf der Pest, Gesundheit leer; 15 Lachelnd setzt er's wieder her.
Frohlich glaub' ich mich befreiet, Als er schnell sein Drohn erneuet.
Narre, fur dein Glaschen Wein Denkst du, spricht er, los zu sein? 20
Tod, bat ich, ich mocht' auf Erden Gern ein Mediziner werden.
La.s.s mich! ich verspreche dir Meine Kranken halb dafur.
Gut, wenn das ist, magst du leben, 25 Ruft er. Nur sei mir ergeben!
An anthology of German literature Part 73
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An anthology of German literature Part 73 summary
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